Wie Corona-Genesene mit ihrem Plasma helfen können
Von Matthias Nagl
Es gibt halbe Stunden im Leben, die länger dauern als die Zeit bei der ersten Plasmaspende mit Covid-19-Antikörpern. Obwohl am Anfang auch Respekt vor der Spende dabei ist. Zumal ich trotz milden Verlaufs auch zwei Monate nach der Erkrankung immer noch leichte Nachwirkungen spüre.
Doch die Hoffnung, auch als Normalbürger in der Pandemiebekämpfung helfen zu können, ist größer als die Bedenken. Ich kann sehen, wie sich der Beutel mit dem für Immunschwache so wertvollen Serum füllt und auf der digitalen Anzeige beobachten, wie viel noch fehlt. Für den Energielevel gibt es am Institut für Transfusionsmedizin in Salzburg einen Schokoriegel und Saft. Schnell sind die 30 Minuten vorbei und der Hilfseinsatz ist ohne Nebenwirkungen beendet.
Verkürzter Krankheitsverlauf
In einer Voruntersuchung werden potenzielle Spender durchgecheckt, mehrere Fragebögen zu Vorerkrankungen sowie Verhalten und Gesundheitszustand der letzten Monate gilt es zu beantworten. Vor der ersten Spende folgt noch ein Gespräch mit einem Arzt über Voraussetzungen und Risiken der Spende.
Das Rote Kreuz und die Ärztekammer rufen aktuell wieder zu Plasmaspenden von Covid-19-Genesenen auf. „Besonders jetzt, wo sich die Spitäler wieder füllen, helfen Plasmaspenden, den Krankheitsverlauf zu erleichtern oder zu verkürzen“, sagt Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres.
Das Plasma wird besonders für spezielle Risikogruppen eingesetzt, erklärte Eva Rohde, Leiterin des Instituts für Transfusionsmedizin am Uniklinikum Salzburg: „Es wird vornehmlich für Patienten eingesetzt, die ein Problem mit dem Immunsystem haben.“
Wer kann spenden?
Als Spender kommen Personen infrage, die eine Covid-19-Erkrankung mit Symptomen durchgemacht haben, älter als 18 Jahre sind und mehr als 50 Kilogramm wiegen. Ein positiver PCR-Test ist Voraussetzung. Gespendet werden kann frühestens 28 Tage nach Abklingen der Symptome. Personen mit weniger mildem Verlauf haben in der Regel mehr Antikörper.
Voranmeldung
Potenzielle Spender werden gebeten, sich vorab unter 0800/190190 zu melden, in Salzburg auch unter der Gesundheitshotline 1450.
Stütze für Immunabwehr
Das könne eine geschwächte Immunabwehr oder eine Immununterdrückung nach einer Organtransplantation oder einer Krebserkrankung sein. Allerdings können nicht alle Corona-Genesenen Plasma spenden. „Es haben sich viele gemeldet, tatsächlich kommen aber maximal 15 bis 20 Prozent für eine Spende infrage“, sagt Rohde.
Das hängt von der Zahl der Covid-Antikörper der Spender und weiteren medizinischen Faktoren ab. Wie oft gespendet werden kann, hängt davon ab, wie schnell die Zahl der Antikörper abnimmt. In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland haben bisher mehr als 500 Genesene eine Rekonvaleszentenspende abgegeben.