Caritas warnt: Frauen viel häufiger von Armut betroffen als Männer
Von Johanna Kreid
„Gleichberechtigung sieht anders aus“, sagt Doris Anzengruber, Leiterin der Sozialberatung der Wiener Caritas. Denn Frauen sind ungleich häufiger von Armut betroffen als Männer. Die Situation habe sich infolge der Teuerung weiter verschärft: Mittlerweile seien zwei Drittel der Klienten in den Sozialberatungsstellen Frauen.
Weibliche Armut ist weniger sichtbar
Dabei ist die Armut von Frauen weniger sichtbar als die der Männer: Von den rund 20.000 Obdachlosen in Österreich sind „nur“ ein Drittel Frauen. „Frauen schlafen seltener auf der Parkbank. Sie pendeln von Couch zu Couch oder bleiben in einer gewalttätigen Beziehung, um nicht auf der Straße zu landen“, erklärt Anita Moser. Sie leitet das Haus Miriam, eine Einrichtung für wohnungslose Frauen in Wien. „Oft haben Betroffene Jahre mit Problemen hinter sich, bevor sie sich um Hilfe bitten trauen.“
Mutter floh vor gewalttätigem Mann
Eine von ihnen ist die 32-jährige alleinerziehende Mutter Rebecca: „Ich war schwanger und in einer schwierigen, gewalttätigen Beziehung mit dem Kindsvater“, erzählt sie. Sie kam schließlich in einem Wohnhaus der Caritas unter. Mittlerweile ist ihre Tochter 15 Monate alt, im kommenden Jahr werden sie mithilfe der Caritas in eine eigene Wohnung ziehen können. „Ich bin glücklich, dass ich bald auf eigenen Beinen stehen kann.“ Doch die hohen Preise bereiten ihr noch Sorgen: „Ich möchte mein Kind gesund ernähren, aber ich weiß nicht, wie ich mir das leisten soll.“
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Die aktuell sehr hohen Lebenshaltungskosten machen vielen zu schaffen, das merke man in den 71 Beratungsstellen in ganz Österreich, erklärt Anzengruber: „Bei uns melden sich etwa viele Alleinerzieherinnen, Mehrkindfamilien, Working Poor oder Mindestpensionisten.“
Um die 60.000 Beratung führe man pro Jahr durch. Aufgrund der hohen Nachfrage habe man mittlerweile auch eine Telefonhotline sowie die Möglichkeit zur Online-Beratung eingeführt – doch der Bedarf steige weiter.
Caritas fordert Reform der Sozialhilfe
Der Wiener Caritas-Direktor Klaus Schwertner fordert daher eine Reform der Sozialhilfe sowie eine Erhöhung der Mindestpension, des Arbeitslosengeldes und der Notstandshilfe. „Ja, in Österreich muss niemand verhungern“, betont Schwertner. „Aber eine ausgewogene Ernährung ist nicht jedem möglich.“
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Außerdem müsse man den Anteil der unbezahlten Arbeit beachten, den Frauen leisten: bei der Kindererziehung, bei der Pflege der Eltern, im Haushalt. „Auch darum brauchen wir eine flächendeckende Kinderbetreuung“, sagt Schwertner.
Wichtig sei jedenfalls, sich Unterstützung zu holen, betont Rebecca: „Man muss den Mut haben, um Hilfe zu bitten. Es lohnt sich.“
Infos zu Spendenmöglichkeiten findet man online unter: www.wirhelfen.shop