Chronik/Österreich

Bundesheer: Grundwehrdienst kann künftig verlängert werden

Beim Bundesheer sind mehrere Attraktivierungsmaßnahmen gestartet, mit denen junge Rekruten für einen längeren Dienst beim Militär gewonnen werden sollen. So kann der sechsmonatige Grundwehrdienst künftig um bis zu drei Monate verlängert werden, als Anreiz dafür winken 3.000 Euro netto monatlich. Darüber hinaus gibt es künftig ein Belohnungssystem für jene, die sich aus dem Grundwehrdienst heraus für Milizübungen oder eine Milizkaderausbildung melden.

Das Maßnahmenpaket steht unter dem Motto "Mein Dienst für Österreich" und bietet Grundwehrdienern im Zuge ihrer Ausbildung mehrere Optionen. Als erstes gibt es die Möglichkeit, nach der sechsmonatigen Grundausbildung den Dienst freiwillig um drei Monate zu verlängern. In diesen drei Monaten können die Rekruten ihre militärische Grundausbildung festigen und im Rahmen eines Assistenzeinsatzes in der Praxis anwenden. Dafür bekommen sie 3.000 Euro monatlich netto. Dieses Modell ist an die jahrelangen Forderungen vieler Experten, den Grundwehrdienst wie er früher war auf neuen Monate zu verlängern, angelehnt.

All jene, die sich freiwillig melden, bekommen in einem Zeitraum von drei Monaten mit dem Dienstgrad "Gefreiter" 3.034 Euro monatlich vergütet, für "Korporäle" sind es 3.050 Euro. Dabei handelt es sich um Netto-Beträge. Die Kosten dafür werden mit knapp zehn Millionen Euro jährlich beziffert. Das Modell startete bereits im Oktober. Der erste freiwillig verlängerte Grundwehrdienst, der sich dann formal Funktionsdienst nennt, wird somit im April 2021 starten.

Miliz-Bonus und Milizkaderausbildung

Weitere Optionen sind der Miliz-Bonus (zusätzlich 400 Euro ab dem dritten Monat) sowie eine Milizkaderausbildung (zusätzlich 200 Euro), die ebenfalls mit Oktober gestartet sind. Wer sich ab dem dritten Ausbildungsmonat für fortführende Milizübungen meldet, bekommt ab diesem Zeitpunkt für die restliche Dauer des Grundwehrdienstes eine Anerkennungsprämie von 400 Euro pro Monat. Damit verpflichte er sich, nach dem Grundwehrdienst innerhalb von zehn Jahren 30 Tage an Milizübungen zu absolvieren.

Als dritte Auswahlmöglichkeit wird während des Grundwehrdienstes die Milizkaderausbildung angeboten. Aktuell wird das Milizkader über die Kaderanwärterausbildung für das Bundesheer ausgebildet. Im Oktober 2020 startete das zusätzliche Pilotprojekt der modularen Milizkaderausbildung. Dabei können Nachwuchskräfte des Heeres, welche sich zu freiwilligen Milizübungen melden, Teile ihrer Milizkaderausbildung bereits während des Grundwehrdienstes absolvieren. Dies soll durch ein weiteres finanzielles Anreizsystem von etwa 200 Euro monatlich gefördert werden.

Spezielle Fähigkeiten nutzen

Darüber hinaus sollen Grundwehrdiener künftig möglichst wenige Einschränkungen und Verkürzungen der Ausbildungszeit haben. Assistenzleistungen sollen so weit wie möglich reduziert werden und der Fokus der Ausbildung der Grundwehrdiener soll "klar auf der Einsatzfunktion und der Beorderung als Milizsoldat" liegen. Spezielle Fähigkeiten von Grundwehrdienern wie etwa überdurchschnittliche IT-Kenntnisse sollen bestmöglich während des Grundwehrdienstes als auch in der Milizfunktion genutzt und weiter gefördert beziehungsweise ausgebaut werden.

"Ein besonders wichtiger Aspekt dieser Maßnahmen ist" für Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), dass das "Bundesheer wieder in die Mitte der Gesellschaft" geführt wird. "Die Grundwehrdiener sind die Basis unseres Bundesheeres, ohne sie gibt es keine Kadersoldaten und keine Miliz. Wir haben in der Corona-Krise gesehen, wie wichtig die Miliz für unser Bundesheer und für Österreich ist. Daher wollen wir beides attraktiver und moderner gestalten."