Bombendrohungen gegen Bahnhöfe: 20-jähriger Schweizer als Verdächtiger ausgeforscht
Insgesamt 27-mal gingen seit dem 30. September Bombendrohungen gegen Bahnhöfe, Schulen und Einkaufszentren in ganz Österreich ein: St. Pölten, Klagenfurt, Bregenz, Salzburg, Amstetten, Innsbruck, Salzburg, Graz, Linz und Wien – in allen Städten war die Polizei gezwungen, die Drohung ernst zu nehmen und die betreffenden Gebäude zu evakuieren. Der Modus Operandi war immer der gleiche: Bei Polizeiinspektionen gingen per eMail Drohungen ein, wonach in den Gebäuden Sprengsätze platziert worden seien, die beim Ablauf einer bestimmten Frist explodieren würden. Wer hinter diesen Drohungen steckte, war ein Rätsel, das nun gelöst scheint.
Am Montag verkündete das Innenministerium (BMI) den Ermittlungserfolg: „In enger Zusammenarbeit der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) mit dem Staatsschutz auf Bundesländerebene gelang es, einen für die Drohungsserie mutmaßlich verantwortlichen Mann in der Schweiz auszumitteln und auch zu lokalisieren“, sagt BMI-Sprecher Paul Eidenberger. Es gebe demnach engen Kontakt mit den Schweizer Behörden, auch ein europäischer Haftbefehl wurde bereits erlassen. Der Verdächtige befindet sich im Kanton St. Gallen aber noch auf freiem Fuß.
Motiv unklar
Deshalb ist auch sein Motiv noch unklar. Ob er ein Sympathisant terroristischer Vereinigungen ist, ist derzeit ebenfalls noch unklar. Die eMails waren jedenfalls leere Drohungen, wie der Fall in Innsbruck bewies. Dort war die Drohmail von der Polizei übersehen worden. Als die Frist für die Zündung der angeblichen Sprengsätze verstrichen war, passierte aber nichts.
In den anderen Fällen war ein teurer Polizeieinsatz die Folge. Dutzende Polizisten, die für Stunden gebunden waren, Spezialeinheiten und Sprengstoffexperten kosteten rund 30.000 Euro pro Drohmail. Im aktuellen Fall müsste der Verdächtige für Kosten von knapp 800.000 Euro aufkommen. Wer diesen Betrag bezahlen muss, ist aber noch unklar.
Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 20-Jährigen. Ist er noch Schüler und hat kein eigenes Einkommen, müssen die Erziehungsberechtigten dafür aufkommen. Auch dass der Verdächtige ein Schweizer Staatsbürger ist, könnte die Causa beeinflussen. Die Schweiz wird ihren Staatsbürger nämlich vermutlich nicht ausliefern, obwohl bereits ein entsprechender Antrag gestellt wurde. Wird er nicht ausgeliefert, würde er in der Schweiz strafverfolgt werden.
Kein Zusammenhang
Nachdem bekannt wurde, dass der Verdächtige aus der Schweiz stammt, gab es in mehreren Medien Spekulationen, wonach es sich um denselben Mann handelt, der bereits im Mai eine gefährliche Drohung gegen eine Polizeiinspektion in Linz ausgesprochen hatte. Auch damals war es zu einer Evakuierung gekommen. Das sei laut der Staatsanwaltschaft Linz aber nicht der Fall. Es handle sich lediglich um einen Zufall, dass beide Verdächtige aus der Schweiz stammen.
Die Staatsanwaltschaft erklärte außerdem, dass nicht alle Drohungen, die in den letzten Monaten die österreichische Polizei in Atem hielten, von dem 20-Jährigen gesendet wurden.