Bandidos: Polizei verhinderte einen Rockerkrieg
Zwischen den berüchtigten Hells Angels und den gefürchteten Bandidos gab es offenbar eine geheime Abmachung zu Österreich. Die Höllenengel mischen sich nicht in die Geschäfte der Banditen in Bayern – und die Bandidos expandieren dafür nicht nach Österreich. Das geht aus einem undatierten Schreiben hervor, das dem KURIER vorliegt (siehe Faksimile). Darin werden die Pläne der Bandidos in Österreich konkret dargelegt. Es ist eine offene Herausforderung an die konkurrierenden Hells Angels. Wäre dies alles so umgesetzt worden, wären wohl heftige Auseinandersetzungen die Folge gewesen.
Vor rund drei Jahren bekam die Vereinbarung erste Brüche – es gab eine Schlägerei im April 2013 in einem Münchner Strip-Lokal. 15 deutsche Hells Angels attackierten dabei einige Bandidos. Das deutsche Bandidos-Führungsmitglied Helmuth P. (im Rang eines "Sergeant at Arms") wurde dabei bewusstlos geschlagen. Grund der Auseinandersetzung war offenbar Hannes H. Der Österreicher war zuvor bei den Hells Angels, wurde von diesen verstoßen und tauchte dann mit den Bandidos auf.
600 Bandidos in NÖ
Außerdem waren Tattoo-Messen im Dezember geplant – als Konkurrenz zu zwei ähnlichen Veranstaltungen, die von einem führenden Mitglied des Hells-Angels-Charters "Nomads" in Pattigham (OÖ) veranstaltet werden.
Die Anlaufstelle der Bandidos in Österreich war das im Vorjahr gegründete neue, in den Clubfarben rot-gold gestrichene Heim in der Innsbrucker Bundesstraße in Salzburg. Dort wurde die Veranstaltungsfirma "Goldfighter GesmbH" gegründet. Als Geschäftsführerin fungierte Marianne B., die Ehefrau eines deutschen Bandidos-Führungsmitglieds. Der Staatsanwalt geht davon aus, dass B. eine Strohfrau für den eigentlichen Drahtzieher Hannes H. war.
In der Wohnung im oberen Stock waren drei Bandidos hauptgemeldet – Mitglieder des italienischen Chapters Meran und der deutschen Filiale in Berlin. Als Clubhaus-Wächter fungierte Daniel P. Von diesem kursiert auf Facebook ein offenbar im Salzburger Clubheim entstandenes Foto mit einem prominenten US-Bandido.
Über Salzburg hätte offenbar der (vom Bundeskriminalamt in Wien seit Längerem befürchtete) Brückenschlag zwischen den deutschen und den italienischen Bandidos stattfinden sollen. Die italienischen Chapter sind die einflussreichsten innerhalb der Banditen. Laut Erkenntnissen der Polizei geht es dabei vor allem um Drogenhandel, Waffengeschäfte und Rotlicht-Personal.
Doch bei der Anwerbung der Rocker-Kollegen dürfte H. keine glückliche Hand gehabt haben. Einer von ihnen stand im Jänner vor Gericht, weil er in das Goldfighter-Geschäft eingebrochen war. Dort erbeutete er Geld, eine Pistole, Pfefferspray und kurioserweise auch eine Kiste mit Büchern über die Geschichte der Bandidos.
Prozess im Juni
Am vergangenen Samstag weihte der Motorradclub „Red Dogs“ in Graz sein neues Clubheim ein. Auch wenn sie sich selbst nicht zu den (gesetzlosen) One-Percentern zählen, machen sie schon bei ihrer Clubbeschreibung klar: „Support 81“. Insider wissen, worum es dabei geht: 81 steht für die Buchstaben H und A, der Abkürzung für Hells Angels. Der Club war auch der einzige, der im Mai beim Begräbnis eines Hells Angels in Vorarlberg in Clubfarben auftrat.
Doch auch andere Rockergruppierungen weiten ihre Aktivitäten in Österreich aus. Während die niederländischen „Satudarah“ bisher vergeblich versuchen, Filialen (etwa in Salzburg) zu gründen, sind vor allem die „United Tribuns“ sehr aktiv. In Vorarlberg haben sie bereits ein eigenes Rotlicht-Lokal, auch in Kärnten tritt die Vereinigung aus muskelbepackten Türstehern verstärkt auf. In Niederösterreich sollen sie ebenfalls an einem Rotlichtlokal beteiligt sein. Mit den Hells Angels haben sie sich schon im Vorfeld arrangiert, es gab Treffen 2014 in Wien und im Jänner in Villach, wo die Gebiete untereinander aufgeteilt wurden. Letztere Zusammenkunft in einem Café wurde auch von der heimischen Polizei genau beobachtet.
Zuletzt gab es mehrfach Festnahmen in der Rockerszene, vor allem wegen Drogenhandels.