Chronik/Österreich

Bad Aussee: Klagsflut um Platzerl am Wasser

Das Ausseerland ist ein friedliches Fleckchen mit seinen Seen, Bergen, Wäldern. Das ganze Ausseerland? Nicht wirklich: Wegen 40 Hektar wird seit 2016 gestritten, geklagt, angezeigt, ermittelt und bald auch prozessiert.

Allerdings durchaus mit skurrilen Zügen: Es geht um verschwundene Kleidungsstücke, abgesperrte Wege, überteuerte Eintrittsgelder. Im Mittelpunkt steht der Sommersbergsee in Bad Aussee, ein idyllischer Moorsee, keine zehn Autominuten von der Gemeinde entfernt. Ein Ausseer Landwirt verkaufte 2016 um 1,4 Millionen Euro an einen Grazer Investor. Dann passierte eine Zeit lang gar nichts, der See blieb wie zuvor öffentlich zugänglich.

2017 jedoch klagte der Landwirt. Er sei übervorteilt worden: Erkrankt und durch Medikamente samt Alkohol beeinträchtigt sei er nicht in der Lage gewesen, die Tragweite der Unterschrift einzuschätzen. Badesee samt Land und Wald seien laut Gutachten mehr als neun Millionen Euro wert.

Verfahren im Zivil- wie Strafrechtsbereich sind noch anhängig. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt seit Jänner wegen des Verdachts des schweren Betrugs gegen sechs Beschuldigte. Eine Neuauflage eigentlich, denn diese Ermittlungen wurden von der Staatsanwaltschaft Leoben vor eineinhalb Jahren eingestellt.

 

Kleidung weg

Aber was hat so etwas mit stibitzter Kleidung zu tun? Ziemlich viel. Der Landwirt soll es in den Badesaisonen 2017 und 2018 – verärgert wegen des Verkaufs – mit Selbstjustiz probiert haben. Er soll den Zugang zum See gesperrt, unberechtigt Eintrittsgelder verlangt und einem Badegast die Kleidung versteckt haben die Staatsanwaltschaft Leoben klagte Dienststahl und Sachentziehung an. Der Angeklagte beteuert jedoch, mit all dem nichts zu tun zu haben.

Heute, Donnerstag, hätte der Prozess am Straflandesgericht Leoben beginnen sollen, doch das Verfahren wurde abgesagt: Ein Angeklagter wurde krank, neuer Termin für die Verhandlung steht noch nicht fest.

Ebenfalls angeklagt sind weitere vier Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnte: Ein Bauarbeiter aus Oberösterreich, ein Wiener Rechtsanwalt sowie ein Advokat und eine Juristin aus Graz.

Ihnen wird teilweise Sachbeschädigung angelastet: Eine Plattform am Ufer soll abgetragen worden sein. Die Liste der Anklagepunkte insgesamt ist lang: Nötigung, üble Nachrede, sexuelle Belästigung, zum Teil als Versuch. Ein „komplexes Verfahren“ sei das, heißt es in Leoben. Wohl wahr: Neun Strafanträge mehrere Staatsanwaltschaften fasste man dort zusammen.