Ausreisetest: Wird Hermagor trotz zu hoher Inzidenz freigegeben?
Von Anja Kröll
Einen Hehl, was er von den Vorgaben des Gesundheitsministeriums hält, wenn es um das Thema Ausreisetests geht, hat Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) von Anfang an nicht gemacht. Nicht sehr viel.
Für den Bezirk Hermagor gelten diese Tests seit Montag vergangener Woche. Befristet bis Mittwoch, 18. März. Ausreisen darf nur, wer einen negativen Corona-Test oder eine Bestätigung für eine kürzlich durchgemachte Erkrankung vorlegen kann. Wird die Verordnung des Landeshauptmannes bis dahin nicht verlängert, läuft sie aus. So weit so klar.
Doch dann wird es komplizierter. Denn laut einem Erlass des Gesundheitsministeriums muss die Testpflicht aufrecht bleiben, bis die Inzidenz nachhaltig (für zehn Tage) unter 200 gefallen ist. Im Bezirk Hermagor lag diese Inzidenz am Dienstagnachmittag allerdings bei 221. In ganz Kärnten erreichte sie am Dienstag einen Wert von 215,6. Das ist österreichweit der vierte Platz.
Und dennoch beriet das Koordinierungsgremium des Landes Kärnten Dienstagmittag darüber, einen Großteil der Corona-Maßnahmen für den Bezirk aufzuheben. Konkret, sollen die Ausreisekontrollen auslaufen, obwohl der Inzidenzwert laut Vorgaben des Gesundheitsministeriums zu hoch ist. Alles in enger Absprache mit Wien. Am Mittwoch soll nach einem Gespräch zwischen Landeshauptmann und Gesundheitsminister die endgültige Entscheidung fallen.
Der Landeshauptmann hatte bereits vergangene Woche gegen die Auflagen für ein Auslaufen der Ausreise-Testpflicht protestiert. Auch am Montag meinte der Landeshauptmann, Zahlen dürften nicht alleinige Entscheidungsgrundlage sein.
Langer Weg bis zur Abriegelung
Hermagor hatte als österreichweiter Spitzenreiter bei der Sieben-Tage-Inzidenz wochenlang für Schlagzeilen gesorgt. Der Wert war zum Schluss auf über 660 geklettert. Obwohl gerade einmal etwas mehr als 18.000 Menschen in dem Bezirk leben, der sich auf 120 Kilometer im Südwesten Kärntens erstreckt.
Bereits der Weg bis zur Abriegelung des Bezirkes war eine lange Geschichte. Zunächst setzte das Land auf einen Zwölf-Punkte-Plan. Darin wurde etwa festgelegt, dass die Quarantäne nicht automatisch ausläuft, sondern dass es dafür einen Test am Ende benötigt, es verstärkte Polizeikontrollen gibt und im Skigebiet Nassfeld (das größte in Kärnten) durfte ebenfalls nur mehr mit negative Corona-Test dem Pistenvergnügen nachgegangen werden.
Dieser Zwölf-Punkte-Plan soll von Wien als äußerst positiv bewertet worden sein, ob er ausreichend ist, für eine vorzeitig Öffnung, wird sich zeigen.
Eine Abriegelung Hermagors konnte der Plan in der Vergangenheit jedenfalls nicht verhindern. Also kam nach langem Hin und Her am 8. März, um Mitternacht, die Abriegelung. An sieben Checkpoints werden die Ausreisenden seither von der Polizei kontrolliert. Wie sich der KURIER bei einem Lokalaugenschein überzeugen konnte, lief alles ohne Probleme. Bis Dienstagnachmittag wurden insgesamt 18.000 Kontrollen durchgeführt, alle ohne gröbere Vorkommnisse.