Alpaka-Spuck-Alarm schreckt sogar Wolf ab
Von Sabine Salzmann
Alarmiert recken sie ihre langen Hälse in die Höhe und schauen ein wenig verdutzt, als man sich der Weide nähert. Die beiden Alpaka-Hengste Adonis und Negritino haben hoch oben im Zwölferhorn-Gebiet in Abersee einen klaren Auftrag: Sie wachen über die 50 Jungschafe des Biobauern und Ex-Landesrates Sepp Eisl. Auf sie ist Verlass: Als er versucht, ein Schaf wegzutragen, sind die beiden Hengste sofort zur Stelle, stoßen schrille Alarmsignale aus, rempeln ordentlich. Und dann passiert auch noch das, wofür Alpakas bekannt sind: Sie spucken übel riechenden, grünen Magensaft. Und das ganz schön weit.
Ihr ungewöhnlich mutiges Verhalten könnte selbst den Wolf überraschen und in die Flucht schlagen. „Er rechnet eigentlich damit, dass Tiere weglaufen“, so Ferdinand Brandstätter, früher Gemeindearzt in Strobl, der die Idee an den Wolfgangsee brachte. Er betreibt auch selbst einen Hobby-Hof und sammelte mit seinen Alpaka-Wallachen schon Erfahrungen. Die Bilanz ist positiv: Auch andere Angreifer wie Steinadler oder Hunde haben bei von Alpakas geschützten Schafherden kein leichtes Spiel. Er wünscht sich noch mehr wissenschaftlich Studien dazu.
Internationale Erfahrungen vielversprechend
„Ich war zuerst skeptisch, habe dann aber zu recherchieren begonnen“, erzählt Eisl, seit mehr als 30 Jahren Schafbauer am Wolfgangsee mit großer Produktpalette von Käse bis Schafmilch-Eis. Internationale Berichte, dass der Schutz mit Alpakas oder Lamas durchaus vielversprechend sei, überzeugten ihn. In den Anden ließen sich sogar Pumas in die Flucht schlagen, heißt es. Auch Hunde scheuten eine Konfrontation.
Eisl zur Gefahr von Wolfsrissen: „Almwirtschaft, wie wir sie kennen, funktioniert mit der Anwesenheit so großer Beutegreifer nicht.“ Ein Kulturgut sei in Gefahr. Auf den erbitterten Kampf zwischen Wolfsgegnern und -befürwortern will er sich nicht einlassen, sondern lieber Ideen entwickeln. Plan B ist ein wolfssicherer Zaun, der auf der Alm für nächstes Jahr geplant ist. In noch weitläufigeren Gebieten sei das aber schwierig, betont der Bauer.
Auch in der Region gab es schon Wolfsriss
Auch Sepp Eisl hatte schon tote Schafe zu beklagen. Ein Hund trieb einmal eine Gruppe von Böcken über einen Felsen und dort in den Tod. Bei einem weiteren Vorfall wurde die DNA eines Fuchses nachgewiesen, was aber nur zeigte, dass ein Fuchs als letzter am Schaf gefressen hatte. Einen bestätigten Vorfall mit einem Wolf gab es vor Jahren auf einer benachbarten Alm.
Das eigentlich freundliche Gemüt der Alpakas bringe auch einen Vorteil gegenüber Hirtenhunden: Sie werden nur aktiv und aggressiv, wenn wirklich Gefahr droht. Für Wanderer sind sie beispielsweise keine Gefahr.