Die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreichs wird 40
Von Bernhard Ichner
Ihr 40-jähriges Jubiläum feierte die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) am Sonntag. Beim Festakt im Wiener Rathaus gesellten sich neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen sowie den Bürgermeister aus Wien und Linz, Michael Ludwig und Klaus Luger (beide SPÖ), auch Vertreter der anderen Religionsgesellschaften unter die Gratulanten.
In seiner Festrede betonte Ümit Vural – der fünfte Präsident der 1979 als offizielle Vertretung der in Österreich lebenden Muslime anerkannten IGGÖ – die Stärke einer vielfältigen Gesellschaft. Zugleich warnte er vor Rassismus und Diskriminierung. Die zwischen den Bürgern Österreichs aufgerissenen Gräben müssten wieder zugeschüttet werden, sagte Vural.
Bundespräsident pocht auf Dialog
Wiens Stadtchef Michael Ludwig hob die Bedeutung der IGGÖ als Kontaktstelle zu den hier lebenden Muslimen hervor. Als Verdienste der Glaubensgemeinschaft zählte er etwa Sprachkurse, Extremismusprävention, Religionsvermittlung in der Elementarpädagogik oder interreligiöse Workshops auf. Es gelte, an einem friedlichen Zusammenleben zu arbeiten, betonte Ludwig. Parteien oder Personen, die Rassismus, Antisemitismus oder Islamfeindlichkeit forcieren, werde er deshalb entgegentreten, versicherte der Bürgermeister.
In dieselbe Kerbe schlug Bundespräsident Van der Bellen. "Muslime gestalten Österreich Tag für Tag mit, sie tragen Verantwortung für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft", erklärte er. Zwar eine "uns alle - Christen, Muslime, Juden oder welche Weltanschauung jemand auch immer hat - die Verfassung und der liberale Rechtsstaat", sagt Van der Bellen. Ein gutes Zusammenleben gelinge aber nur im Dialog. Und der Dialog der Religionsgemeinschaften mit dem Staat funktioniere gut – wenn auch Ergebnisse mitunter nicht zu aller Zufriedenheit ausfielen. „Etwa die Karfreitag-Regelung oder die leidige Kopftuchdebatte.“
Moschee für jedes Bundesland
Apropos: IGGÖ-Präsident Vural hatte zuletzt in einem Interview für Aufsehen gesorgt, als er für das Jahresende eine Verfassungsklage gegen das Kopftuchverbot ankündigte (darüber berichtete der KURIER bereits) und laut über eine zentrale Moschee für jedes Bundesland nachdachte. Letzteres dürfte für die aktuell von Spenden und Mitgliedsbeiträgen abhängige IGGÖ finanziell allerdings nur schwer zu realisieren sein.
FPÖ-Chef Norbert Hofer nahm die Aussage zum Anlass, um einmal mehr vor „einer schleichenden Islamisierung“ zu warnen. „Der Islam ist nicht Teil unserer Geschichte und wird es auch nie werden“, sagt er.
Van der Bellen sieht das anders: „107 Jahre nach dem (ersten; Anm.) Islamgesetz ist es ja wohl Zeit, Muslime in Österreich nicht als das ewig Fremde anzusehen.“