Prozess gegen "Objekt-21"-Chef: Früherer oberster Nazi vor Gericht
Von Josef Kleinrath
Es ist nicht das erste Mal, dass der mittlerweile 41-Jährige aus Oberösterreich im Rieder Landesgericht Platz nehmen muss. Der einstige Chef des berühmt-berüchtigten "Objekt 21", ein Neonazi-Verein in Desselbrunn in Oberösterreich, hat eine Reihe an Vorstrafen.
Auch einschlägige wegen Wiederbetätigung. Deshalb hat er auch eine langjährige Haftstrafe ausgefasst. Was ihn laut Staatsanwaltschaft Ried aber nicht daran gehindert habe, weiterhin kriminellen Machenschaften nachzugehen. Aber der Reihe nach.
Hakenkreuz unter der Achsel
Der Mann, der ein Hakenkreuz unter der rechten Achsel tätowiert hat, soll den Holocaust geleugnet ("Im zweiten Weltkrieg wurden keine Juden vergast, weil das technisch nicht möglich ist") und behauptet haben, dass jüdisch-stämmige Personen mit falschen Angaben "Milliarden an Zinses-Zinsen kassieren" würden - zu Lasten des Staates.
Und via soziale Medien habe der Angeklagte, der sich dort gerne mit Namen historischer Nazi-Größen "ziert", den Musiktitel "Mauthausen" verschickt. Dieser stammt von einem Interpreten mit dem bezeichnenden Namen "Reichstrunkenbold", der den Nationalsozialismus verherrlicht.
Und er soll gemeinsam mit der 37-jährigen Mitangeklagten versucht haben, einen Nazi-Devotionalenhandel aufzuziehen. Im Angebot: Ein Adolf-Hitler-Krug, Gürtelschnalle mit Reichsadler und Hakenkreuz, Stacheldraht, Stahlhelm, Hakenkreuzfahne, NS-Uniform und Spruchbänder.
Nazi-Sammlung um 20.000 Euro
Damit soll er an verdeckte Ermittler herangetreten sein - 20.000 Euro habe er für seine Nazi-Sammlung kassieren wollen, heißt es in der Anklage.
Gescheitert ist der Angeklagte auch, als er versucht haben soll, ein vollautomatisches Maschinengewehr samt Munition für ein Schnäppchen von 3.000 Euro zur verkaufen. Denn auch hier hat es sich bei den "Interessenten" um verdeckte Ermittler gehandelt. Da befand sich der Angeklagte längst in Suben in Haft - seine Schwester sollte den Deal durchführen. Den beiden Angeklagten drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Nazi-Prozess in Wels
In Wels steht am Mittwoch ein ebenfalls 41-jähriger Oberösterreicher vor Gericht. Er soll Anfang Mai in einem Lokal in Wels randaliert und einem Gast eine täuschend echte Spielzeugpistole an die Schläfe gehalten haben. Polizisten soll er - stark alkoholisiert - mit Nazi-Parolen angeschrien und den Hitlergruß gezeigt haben.
Drei Wochen später soll der Mann wieder in einem Lokal in Wels aufgetauchte sein - wo er trotz Hausverbots erneut eskaliert sei. "Es g`hörts alle vergast", soll er dabei geschrien haben, samt Hitlergruß und Drohungen gegen die Polizei.
Im Streifenwagen soll er schließlich seine Notdurft verrichtet haben.
Die Staatsanwaltschaft beantragt die Unterbringung des Angeklagten in einem forensisch-therapeutischen Zentrum, ihm droht eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis siebeneinhalb Jahren.