Chronik/Oberösterreich

Linzer Bypassbrücken: Doppelt so viele Spuren, dennoch Stau

Ein Auto reiht sich hinter das andere. Bremsen und Gas geben wechseln sich ab. Der Verkehr auf der Bypassbrücke in Linz stockt – und das, obwohl gerade diese Brücke Staus verhindern sollte. Land, Stadt und Asfinag sind sich trotzdem einig: Die 200 Millionen Euro teuren Brücken erfüllen ihren Zweck.

Erst vor etwa einem Monat – am 28. August – feierten oberösterreichische Politiker und Vertreter der Asfinag die Gesamtverkehrsfreigabe. Die beiden Bypassbrücken der Mühlkreis-Autobahn (A7), die im Zentralraum Linz über die Donau führen, werden seither viel befahren. Statt vier Fahrspuren auf der Hauptbrücke stehen den Autofahrern nun insgesamt acht Spuren zur Verfügung. Etwa 200 Millionen Euro kostete der Asfinag das Projekt, das 2018 startete.

Vor allem seit Schulbeginn werden jedoch Stimmen lauter, die sich fragen, ob es diese Investition wert war, denn zu den Stoßzeiten bleiben – wenn auch weniger als zuvor – die Staus nicht ganz aus. „Die A7 ist ein besonders neuralgischer Punkt. Uns war schon vor Projektbeginn klar, dass man dieses hohe Verkehrsaufkommen nicht durch ein Einzelprojekt beheben kann“, sagt Martin Pöcheim, Regionalleiter der Asfinag.

"Weniger Stau, mehr Sicherheit"

Das Ziel „Weniger Stau, mehr Verkehrssicherheit“ sei erreicht worden. Denn früher habe es oft auch an schwachen Tagen einen Rückstau weit über die Treffling hinaus gegeben. Nun gäbe es nur mehr ab und zu stockenden Verkehr ab dem Bereich Dornach – an guten Tagen oft gar nichts. Und das bei einem annähernd gleichem Verkehrsaufkommen wie im vergangenen Jahr, sagt Pöcheim.

Der Linzer Vizebürgermeister und Infrastrukturreferent Markus Hein (FPÖ)gibt zudem zu bedenken, dass der Zubringer der Leonfeldner Straße noch nicht ganz abgeschlossen sei. Ab Ende September soll auch diese Spur fertig sein und der „Flaschenhals“ ein Ende finden.

Spannend wird die Situation ab 2022: Dann beginnt die Asfinag die Sanierung der Hauptbrücke. „Die Fertigstellung der Bypässe ist unbedingte Voraussetzung für die nachlaufende, dringend erforderliche Erneuerung des Belags der alten Brücke“, heißt es von Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ).

2018 startete die Asfinag die Bauarbeiten zu den beiden Bypassbrücken der A7

200 Millionen Euro investierte die Asfinag in das Projekt, das den Verkehr im Zentralraum Linz entlasten soll

Ende August 2020 gab die Asfinag beide Bypassbrücken und sämtliche Auf- und Abfahrten für den Verkehr frei. 2022 beginnt dann die Sanierung der Hauptbrücke

Im Herbst 2021 soll die Eisenbahnbrücke – neue Donaubrücke –
fertig sein, über die auch die neuen Stadtbahnen, S6 und S7, fahren sollen

1 Milliarde Euro würde das Konzept  vom Land OÖ und der Stadt Linz zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs im Zentralraum insgesamt kosten. Um dieses zu finanzieren, ist man auf den Bund angewiesen

Neun schmälere Spuren

Ein Konzept, um während der Sanierung ein Stauchaos zu verhindern, gibt es laut Pöcheim bereits: „Die beiden Bypassbrücken sind so geplant, dass jede während der Sanierung dreispurig geführt werden kann. Zudem wird auf der Hauptbrücke immer nur eine Seite gesperrt. Auf der anderen Seite werden wir ebenfalls drei Fahrstreifen führen.“ In Summe ist das eine Spur mehr als sonst. Dass die Lenker diese schmäleren Spuren anders befahren müssen, sei der Asfinag klar: „Ganz ohne Behinderungen wird es nicht möglich sein“, sagt Pöcheim.

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2022 sei außerdem die Eisenbahnbrücke – die neue Donaubrücke – wieder passierbar. Die soll im Herbst 2021 fertiggestellt werden. „15.000 Fahrzeuge können dann wieder zurückverlagert werden“, sagt Pöcheim.

Über die Eisenbahnbrücke sollen auch die neuen Stadtbahnen, S6 und S7, fahren. Denn ohne Investitionen in die Öffis wird der Verkehr im Zentralraum Linz wohl nie zu Ruhe kommen. Das Land OÖ will für das Öffi-Projekt im Oktober eine Absichtserklärung mit dem Infrastrukturministerium unterzeichnen. Seitens des Ministeriums wurde der Termin jedoch noch nicht bestätigt.