Chronik/Oberösterreich/Linz

SPÖ Rochade in Linz: Zwei Frauen müssen für Prammer zurückstecken

Das kommt jetzt doch überraschend: Die SPÖ Linz zieht Karin Hörzing (SPÖ) vom Posten der ersten Vizebürgermeisterin ab. Sie hatte in dieser Funktion die Agenden des wegen seiner Lügen-Affäre zurückgetretenen Bürgermeisters Klaus Luger übernommen. 

Bislang immer unter der öffentlich kommunizierten Prämisse, sie werde diese Rolle bis zur Bürgermeister-Neuwahl am 12. Jänner einnehmen. Jetzt ist alles anderes. Denn die SPÖ hievt mit einer Rochade ihren Bürgermeisterkandidaten Dietmar Prammer defacto schon vor der Bürgermeisterwahl nun an die Spitze der Stadt. 

Für zwei Frauen in der SPÖ-Stadtregierung bedeutet das, für Prammer Platz machen zu müssen. Denn auch Tina Blöchl muss ihre Funktion als Vizebürgermeisterin zurücklegen und wird künftig als Stadträtin agieren, Karin Hörzing wird dritte Vizebürgermeisterin.

Frauen machen Weg frei

Damit ist der Weg frei für Prammer, der erster - und geschäftsführender - Vizebürgermeister werden soll. Im Gemeinderat ist dazu nur die Mehrheit der SPÖ-Stimmen nötig. 

Alle Inhalte anzeigen

Die beiden SPÖ-Frauen tragen das jedenfalls mit. "Die Ereignisse im Sommer haben mich kurzfristig in die Position der geschäftsführenden Vizebürgermeisterin gebracht. Für mich war aber klar, dass ich diese Aufgabe neben meinen ohnedies umfangreichen Agenden nicht mehr wahrnehmen werde, wenn feststeht, wer in der SPÖ-Fraktion die Verantwortung übernehmen und für das Bürgermeisteramt kandidieren wird", erklärt Hörzing.

Auch Blöchl fügt sich dieser Parteientscheidung und will "gemeinsam mit Dietmar Prammer die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft unserer Stadt" stellen.

Prammer selbst stellt klar: "Schon mit der Erklärung meiner Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters habe ich klar zum Ausdruck gebracht, dass ich bereit bin, mehr Verantwortung für die positive Entwicklung unserer Stadt zu übernehmen." 

Die Funktion des geschäftsführenden Vizebürgermeisters übernehme er in dem Wissen, dass es große Aufgaben in unserer Stadt gibt, für die es viel Umsicht und Sorgfalt brauche: "Bei all diesen Aufgaben werde ich die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien suchen, denn wir dürfen das nicht parteipolitisch sehen, sondern nur das Interesse der Linzerinnen und Linzer im Auge haben."

Eine taktische Entscheidung, die etwa ÖVP-Vizebürgermeister Martin Hajart zur Kenntnis nimmt: "Die SPÖ kann das machen. Aber für mich wird der Bürgermeister direkt von den Linzerinnen und Linzern gewählt."

"Wahlkampf statt Erfahrung"

Härter geht FPÖ-Bürgermeisterkandidat Michael Raml mit der SPÖ ins Gericht: "Die SPÖ muss offenbar ziemlich nervös vor einem Wechsel an der Spitze des Rathauses sein. Sie tauscht Erfahrung gegen Wahlkampfpositionierung." 

Hörzing sei viele Jahre lang erste Vizebürgermeisterin tätig gewesen und hätte in dieser turbulenten Zeit mit ihrer Erfahrung eigentlich für Stabilität sorgen sollen, ist Raml überrascht: "Es ist halt wieder so eine Personalentscheidung der SPÖ, die wohl schon längst ausgemacht war."

Er ist überzeugt, dass diese Entscheidung "wahrscheinlich so manche Genossinnen und Genossen irritieren wird, dass ausgerechnet die erste Frau im Bürgermeisteramt in Linz gleich wieder ihren Sitz räumen muss, damit ein Mann Bekanntheit gewinnen kann“. 

"Feminismus endet bei männlichem Machterhalt"

Für die Linzer Grünen und Klubobmann Helge Langer ist damit klar: "Offenbar endet der Feminismus in der SPÖ dann, wenn es um die Festigung des männlichen Machterhalts geht. Dass die Sozialdemokratie zwar Gleichberechtigung fordert, in den eigenen Reihen aber regelmäßig gegenteilig handelt, zeigt ein Blick auf das Ungleichgewicht bei der Aufteilung der Führungskräfte in den unterschiedlichen SPÖ-Organisationen." Die Linzer SPÖ sei dabei keine Ausnahme. 

Dass die "rote Karte" fällig sei, meint Bürgermeisterkandidat Lorenz Potocnik, Linz plus: "Abgesehen davon, dass es schon langsam peinlich wird, ist das für mein Empfinden schon wieder ein Machtmissbrauch und so gar nicht Fairplay in einer Situation, die von der SPÖ verursacht wurde." Mit allen Mitteln werde versucht, "den profillosen Prammer zu positionieren".