Chronik/Oberösterreich/Linz

Prüfverfahren im Linzer Brucknerhaus: Agentur-Vertrag wird gekündigt

Es sind schwere Vorwürfe, mit denen sich das Linzer Brucknerhaus konfrontiert sieht. Denn die Bestellung des früheren Intendanten der Kulturstätte, Dietmar Kerschbaum, soll geschoben worden sein. Außerdem wird ihm Misswirtschaft vorgeworfen.

In einer ersten Reaktion wurden sowohl Kerschbaum als künstlerischer Leiter als auch der kaufmännische Leiter Rainer Stadler am 15. März freigestellt. Am Donnerstag fand eine weitere außerordentliche Aufsichtsratssitzung statt. Auf der Tagesordnung stand der Opus 3-Vertrag, also die Vereinbarung mit jener Agentur, die Kerschbaum für die Programmierung ins Haus geholt hatte, sowie der Status quo der aktuellen Untersuchungen. 

Der Aufsichtsrat beschloss einstimmig und auf Empfehlung des neuen kaufmännischen Geschäftsführers Rene Esterbauer, den Vertrag mit Opus 3 Artists vorzeitig zu kündigen. Die Prüfung ergab, dass dies zu keinem wirtschaftlichen Nachteil der LIVA (Linzer VeranstaltungsGmbH) und dem noch zu gestaltenden Programm führt. 

Die Agenden werden vom künstlerischen Betriebsbüro sowie von den hausinternen Dramaturgen übernommen. Darüber hinaus wird rasch die Ausschreibung für weitere Dramaturgen gestartet, damit diese Aufgabe wieder vollumfänglich hausintern wahrgenommen werden kann.

Keine Zwischenberichte

Nach Einholung entsprechender Angebote wurde das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG mit einer Prüfung beauftragt. "Aktuell ist noch keine seriöse Aussage über die Dauer bis zur Berichtlegung möglich. Laut Erfahrungswerten wird von einer Prüfungsdauer von bis zu vier Monaten ausgegangen", ließ die Stadt Linz in einer Aussendung wissen. 

Das städtische Kontrollamt befasst sich seit Beauftragung durch Bürgermeister und LIVA-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Luger am 12. März mit der Sonderprüfung der LIVA. Bis zum Abschluss der Prüfung werden keine Zwischenberichte über etwaige Ergebnisse bekanntgegeben.

Politisches Einvernehmen über Schritte

Generell herrscht politisches Einvernehmen darüber, dass die nun gesetzten Schritte sinnvoll seien. Aber nur erste Schritte sein könnten. Doris Lang-Mayrhofer (ÖVP) ist froh, dass die programmatische Zukunft trotz nötiger Kündigung des Vertrages abgesichert ist, auch für Michael Svoboda (Grüne) wurden "wichtige Weichenstellungen für die Aufklärung" getroffen. 

Allerdings tun sich weiter neue Themen auf. Denn im Zuge der Aufsichtsratssitzung konnten die Mitglieder erstmals in den Dienstvertrag von Kerschbaum Einsicht nehmen, den bislang nur Bürgermeister Luger kannte.   

Immer neue Fragen

Woraus sich Fragen ergeben – etwa, warum trotz anderslautender Empfehlung vom Bürgermeister als Eigentümervertreter weitere Nebentätigkeiten als jene beim Festival Jopera  genehmigt wurden. 

Und warum der Vertrag diesbezüglich mehrmals abgeändert worden sei. Antworten gibt es dazu – mit Verweis auf die Prüfung – keine. 

Krisenkommunikator im Alleingang engagiert

Ebenfalls nicht beantwortet wird vom Bürgermeister die Frage, wie hoch die Kosten des engagierten Krisenkommunikators Stefan Illek sind. 

Der ehemalige Sprecher von Marcel Hirscher wurde im Hintergrund von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) engagiert und wird von der Kreativ, Kultur und VeranstaltungsGmbh der Stadt Linz bezahlt. Jener Gesellschaft, die viele Entscheidungen Lugers als Eigentümervertreter in Sachen Dienstverträge beim Brucknerhaus zur Kenntnis bzw. bestätigen musste.