Chronik/Oberösterreich/Linz

Historische Kampfkunst: Die Klinge schwingen wie die Ritter

Eigentlich ist die historische Kampfkunst mit dem "Langen Schwert" schon vor Jahrhunderten ausgestorben. Und doch wird sie in Linz, genauso wie in vielen anderen Städten in Österreich und weltweit trainiert. Der Verein INDES beschäftigt sich seit 2013 intensiv mit den vergessenen Künsten.

Zwischen 700 und 800 Mitglieder hat der Verein österreichweit, 85 davon trainieren in Linz. Allein in der oberösterreichischen Landeshauptstadt finden elf Trainings pro Woche statt. 

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Neben "Langes Schwert" wird auch "Halbe Stange", Rapier, Dolch, Messer und Krafttraining angeboten. Für einen Mitgliedsbeitrag von 20 Euro im Monat können so viele Einheiten besucht werden, wie gewollt.

Das „Lange Schwert“ ist etwas über 120 Zentimeter lang und wird meist beidhändig geführt. Die Klinge ist auf beiden Seiten geschärft, die Spitze dafür ausgelegt, um damit zu stechen. Doch gibt es auch Techniken, bei denen der Knauf und die Parierstange für Schläge verwendet werden.

Rekonstruktion aus Büchern

Es gibt eine überschaubaren Bestand an Anleitungen für den Schwertkampf. Aus den wenigen sogenannten "Fechtbüchern" wird versucht, die Techniken zu rekonstruieren. Die meisten deutschsprachigen Bücher sind stark von Johannes Liechtenauer beeinflusst, einem Fechtmeister aus dem 14. Jahrhundert.

Deshalb kann es sein, dass die einzelnen Schwerthiebe in Salzburg anders gelehrt werden, als etwa in Linz. "Es gibt viele Überschneidungen, aber auch immer wieder kleine Unterschiede bei den Techniken", erklärt Michael Meyr, "Langes Schwert"-Trainer bei INDES Linz.

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Wie die Leute auf den Sport aufmerksam werden? "Viele sehen uns im Sommer auf der Donaulände in Urfahr trainieren und kommen so auf uns zu. Es gibt aber auch einige, die gezielt im Internet nach Trainingsmöglichkeiten mit dem Schwert suchen", erklärt Hanna Plank, Obfrau von INDES Linz. 

Schwertübungen mit dem "Waster"

So wie es auch Zsolt getan hat. In seiner Heimat in Ungarn trainierte er "Baranta", eine traditionelle ungarische Kampfkunst, bei der ebenso mit Schwertern trainiert wird. Als er nach Linz kam, suchte er nach einer Alternative und fand sie bei INDES. Er ist auch beim Grundlagentraining dabei.

Zu Beginn gibt es jedes Mal eine kleine Vorstellungsrunde. "So lernt man die Neuen besser kennen, aber auch regelmäßige Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen sich vor und erzählen etwas aus ihrem Leben", sagt Plank.

Nach einer kurzen Aufwärmrunde geht es direkt mit den Schwertübungen los. Trainiert wird mit einem sogenannten "Waster", ein Schwert mit Plastikklinge.

Bei den Übungen stehen sich die Kämpferinnen und Kämpfer gegenüber. Jeweils eine ist abwechselnd angreifende und blockende Person.

Wer Anfängerin oder Anfänger ist wird bei "Langes Schwert" nicht genau definiert. Es gibt keine Gürtel oder ähnliches wie bei Karate oder Judo. Die Trainerinnen und Trainer machen die Trainierenden jedoch aufmerksam darauf, wenn sie vielleicht auch mal den Fortgeschrittenenkurs besuchen sollten.

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"Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ein Anfänger gefragt hat, ob er auch bei den Fortgeschritenen mitmachen darf. Da wurde natürlich auch nicht Nein gesagt", sagt Meyr.

1.000 Euro für Turnierausrüstung

Die Fortgeschrittenen trainieren mit Federn. Die sehen gleich aus, wie die Waster, haben jedoch eine Metallklinge. Die Übungen werden deshalb langsam ausgeführt. Außer bei der Turniervorbereitung, dabei wird jedoch in voller Montur trainiert.

Das heißt Kopfschutz, Handschuhe, Körperschutz. Eigentlich werden alle Körperstellen, die es so gibt, gepolstert. Die komplette Ausrüstung kostet etwa 1.000 Euro. 200 Euro alleine die Feder.

Um bei einem Turnier mitzumachen gibt es, bis auf die teure Ausrüstung, keine Hürden. Es wird auch nicht in Klassen oder Geschlechter geteilt. Gekämpft wird maximal drei Minuten, wer als erstes fünf Treffer erzielt.

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Es gibt aber manchmal auch Anfängerturniere. Hier darf nur mitgemacht werden, wer noch nie an einem Turnier teilgenommen hat. "Nach Corona gab es dabei aber einige Probleme. Dadurch dass es so lange keine Turniere gab, waren manche "Anfänger" viel besser als andere. Im Normalfall ist es jedoch ziemlich ausgeglichen", erzählt Plank. 

Professionalisierung des Sports

Durch steigendes Interesse wird auch die historische Kampfkunst zunehmend professionalisiert. "Der Österreichische Fachverband für historisches Fechten (ÖFHF) bietet mittlerweile Trainerausbildungen an. Zwei unserer Trainer sind bereits zertifizierte Ausbildner", sagt Plank.

Eine Trainerin aus Linz wurde sogar vom ÖFHF angefragt, ob sie die Trainerausbildung führen wollte, selbst wenn sie noch keine offizielle Trainerausbildung abgeschlossen hat. Irgendwo muss man ja beginnen.

Plank sieht die Professionalisierung ambivalent. "Einerseits freue ich mich über die steigende Aufmerksamkeit des Sports, andererseits finde ich diese kleinen regionalen Unterschiede bei den Techniken spannend."

Interessierte können sich auf der Homepage des Vereins informieren und zu einem Probetraining anmelden. Die ersten drei Schnupperstunden sind gratis.