Alte Arbeitersiedlung weicht 600 Wohnungen und zwei 60 Meter hohen Türmen
Von Josef Kleinrath
Linz und seine alten Arbeiter- und Industriesiedlungen. Das sorgt für Diskussionen. Jetzt – nach einem Jahr einer kooperativen Planungsphase – gibt es erneut Debatten um die Pläne zur Entwicklung der Gölsdorfsiedlung im Franckviertel.
Während es für Planungsstadtrat Dietmar Prammer (SPÖ) einen weiteren guten Schritt auf dem Weg des Linzer Stadtteils weg vom früheren Image des Glasscherbenviertels markiert, ist der Abriss des Bestandes etwa für die Grünen und Linz Plus Grund für Kritik.
Geplant ist jetzt jedenfalls, alle Bestandshäuser mit insgesamt 249 Wohnungen zu schleifen und an deren Stelle neun Neubauten mit 600 Wohnungen zu errichten. Architekt Andreas Kleboth erläutert: „Linz soll auch im Zentrum wachsen.“ Es gehe um Nachverdichtung und eine Stadt der kurzen Wege. Dass alle Häuser abgerissen werden, sei dem Umstand geschuldet, dass sich die Planer auf den Erhalt des bis zu 100 Jahre alten Baumbestands entschieden habe.
Und weil die Bäume nun den künftigen Bestand vorgeben, wie Kleboth es beschreibt, sei der Abriss aller Häuser nötig geworden. Errichtet werden zwei Hochhäuser mit 60 Metern Höhe auf mehreren niedrigeren Baukörpern, dazu eine zweigeschoßige Tiefgarage für rund 500 Autos. Zweigeschoßig, um zu gewährleisten, dass weniger als die Hälfte des knapp 28.000 Quadratmeter großen Areals ver- und unterbaut wird.
1.200 Radabstellplätze
Darüber hinaus werde großer Wert auf klimagerechtes Bauen und Wohnen gelegt, versichert Kleboth. Etwa werden rund 1.200 gut zugängliche Radabstellplätze errichtet – denn das neue Wohnviertel sei direkt an den geplanten Radhighway entlang des Bahndammes gelegen.
Und mit dem Projekt solle ein neues öffentliches Zentrum für das ganze Viertel entstehen – mit einem öffentlichen Park, vielen Durchgängen, Nahversorger, Kaffeehäusern und kleineren Geschäften. 109 Mieter waren 2021 dort noch wohnhaft, 45 sind es noch. Diese will die städtischen Wohnbautochter GWG rasch absiedeln. Was Lorenz Potocnik von Linz Plus kritisiert.
Und die Grünen kritisieren, dass „sich einmal mehr das alte Denken gegenüber einer ressourcenschonenden Vorgehensweise“ durchsetze. Trotz des versprochenen Erhalts des Baumbestandes sei das Projekt „weder zeitgemäß noch im Sinne des Klimaschutzes“, sagt Markus Rabengruber, Planungssprecher der Grünen. Was Architekt Kleboth nicht gelten lässt: Man lege gerade auf klimagerechtes Bauen und hohe Aufenthaltsqualität, die dem Klimawandel gerecht wird, großen Wert. Josef Kleinrath