Chronik/Oberösterreich

Prozess nach CO-Unfall: "Ohne Fehler wären Buben noch am Leben“

Die Richterin hätte es gut gemeint: Sie stellte den Angeklagten die Möglichkeit eines abgekürzten Verfahrens in Aussicht. Denn das Thema, das heute Mittwoch im Landesgericht Linz  behandelt wurde, war tragisch: Durch die fahrlässige Inbetriebnahme eines Notstromaggregats soll  ein Brüderpaar, zwei und fünf Jahre alt, erstickt sein. Vater und Nachbar mussten sich dafür verantworten.

Der Verteidiger des Zweitangeklagten lehnte das Angebot  jedoch ab. Sein Mandant sei juristisch unschuldig. Er hätte nur Nachbarschaftshilfe leisten wollen, weshalb die Staatsanwältin wie üblich mit der Anklage begann: „Beide Männer haben Fehler gemacht, ohne die die Buben noch leben würden. Es braucht sich jetzt aber niemand fürchten, dass er ins Gefängnis gesteckt wird“, versuchte sie die mitgenommenen Angeklagten zu beruhigen.

Stromausfall

Konkret soll es am 26. Juli 2021 in Lasberg (Bezirk Freistadt), einen Tag nach einem Unwetter, zu dem Vorfall gekommen sein. Das Einfamilienhaus hatte keinen Strom. Nichts Ungewöhnliches wie der Vater erzählt, hätte man es durch Waldnähe immer wieder mit umstürzenden Bäumen zu tun. Das Notstromaggregat, das in einem kleinen  Raum neben der Garage steht, sei öfters zum Einsatz gekommen, auch wenn das Gerät laut Sachverständigen nicht für Innenräume vorgesehen ist.

„Ich wollte, bevor ich in die Arbeit gehe, nur meiner Familie die Morgenroutine ermöglichen.“ Warme Milch für die Buben und warmes Wasser für die pflegebedürftige Großmutter, sagte der Vater mit zittriger Stimme. Er nahm das Aggregat in Betrieb. Wenige Stunden später war der Tank aber leer, weshalb er seinen Nachbarn bat, es wieder zu starten. Dieser kam der Bitte nach. Beide Männer vergaßen jedoch, ausreichend zu lüften.

Giftige Dämpfe

Gegen Mittag wurde die Großmutter misstrauisch, weil sie  von ihren Enkeln nichts hörte.  „Bei uns ging ein Alarm ein. Als ich zum Zeughaus fuhr und sie mir sagten, dass der Einsatz bei meinem Nachbarn ist, wusste ich sofort, was los ist“, erzählte der angeklagte Nachbar, der bei der Freiwilligen Feuerwehr ist, unter Tränen.  

Alle Inhalte anzeigen

Die Mutter und ihre zwei Kinder waren in den Keller gegangen, atmeten die giftigen Dämpfe ein und wurden bewusstlos.  Für die Kinder kam jede Hilfe zu spät. Die Mutter überlebte schwer verletzt.

Auch sie wurde am Mittwoch als Zeugin einvernommen, auch wenn ihr so gut wie jede Erinnerung fehlt. „Es tut mir so leid“, bekannte sich der Vater mit gesenktem Kopf schuldig.

Er und sein Nachbar wurden schließlich rechtskräftig zu jeweils drei Monaten bedingter Haft verurteilt.