Chronik/Oberösterreich

Im Herzen Bäuerin, von der Stundenanzahl Politikerin

Die Sonne scheint, es liegt Schnee, der Blick geht über den Mondsee zur dahinterliegenden Drachenwand. Es ist idyllisch schön. Jakob (19) sitzt am Traktor, sein 14-jähriger Bruder Samuel steht dahinter und legt die Kette um den Baumstamm. Winterarbeit ist bei den Bauern auch Holzarbeit. Die Mama ist im Haus. „Ich genieße es voll, wenn ich an den Feiertagen daheim bin. Ich mag es, wenn ich einfach nur Mama, Hausfrau und Bäuerin sein kann. Da bin ich in einer anderen Welt.“

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Michaela Langer-Weninger ist Bäuerin am Aichriedlhof in Loibichl in der 1.173 Einwohner zählenden Gemeinde Innerschwand. Seit eineinhalb Jahren ist die 42-Jährige, die vom Waldviertel hier eingeheiratet hat, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Sie hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich. 2008 wurde sie Ortsbäuerin, 2009 zog sie als Vertreterin des Bezirks Vöcklabruck in den Landtag ein, aus dem sie aber mit der Wahl im Herbst ausscheiden wird.

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Um fünf Uhr in den Stall

Wenn sie zu Hause ist, arbeitet sie am Hof mit. Aufstehen um 4.45 Uhr, um 5 Uhr Stallarbeit: Füttern, Ausmisten, Kälber füttern. Alles muss flott gehen, denn um 6.45 Uhr steht der Tankwagen vor der Tür und holt die Milch ab. „Das alles ist zwar hauptsächlich die Arbeit meines Mannes, aber wenn ich da bin, helfe ich mit.“ Anschließend ist Frühstück. „Dann gibt es Arbeit entweder in der Küche oder im Haus, oder ich gehe ins Büro. Ich mache momentan viel Büroarbeit von zu Hause aus. Zu Mittag koche ich. Nachmittags gibt es Arbeit rund ums Haus oder ich unterstütze bei den Hausübungen.“

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Sohn Samuel überlegt noch, welchen Beruf er ergreifen soll. Möglicherweise wird er Tischler wie sein Vater Leopold (47). Jakob, der gelernter Dachdecker und Spengler ist, soll einmal den Hof übernehmen, Tochter Sophia (20) arbeitet auf der Raiffeisenbank Mondsee. Um 17 Uhr geht es wieder in den Stall. „Gegen 18.30 Uhr komme ich ins Haus. Dann schaue ich vielleicht wieder ins Büro oder spiele Zither.“

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Bio-Heumilchbetrieb

Vor ihrer Politiker-Tätigkeit war sie zu Hause und ihr Mann ist arbeiten gegangen. Nun haben sie getauscht. Sie ist unterwegs und Leopold kümmert sich um den Hof. 15 Kühe stehen im Stall, es ist ein Bio-Heumilchbetrieb mit 20 Hektar, davon sind zehn Hektar Eigengrund. Ausschließlich Wiesen. „Das ist nicht viel Grund, aber es ist die Durchschnittsgröße hier im Mondseeland. Das ist immer eine Nebenerwerbsregion gewesen.“

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Das Pendeln zwischen Innerschwand und Linz ist für sie „kein Thema. Das eine ist das Dahoam, das andere die Arbeit. Im Herzen bin ich eine Bäuerin, vom Stundenausmaß eine Politikerin. Ich brauche die Bodenständigkeit, das Arbeiten mit den Händen, zu sehen, wie etwas wächst und wie es geerntet wird. Das zeigt einem, wie das Leben funktioniert.“

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Am 24. Jänner ist die Wahl zur Landwirtschaftskammer, der ständischen Vertretung der Bauern. Sie hofft, die Wahlbeteiligung auf über 50 Prozent heben zu können. Zudem möchte sie die Zweidrittelmehrheit ihres Bauernbundes weiter ausbauen.

Konsumenten sind wichtig

Nach Diskussionsrunden in allen Bezirken des Landes und einer Umfrage hat sie ihr Programm erstellt: Sicherung der Rahmenbedingungen für die Bauern, zu denen die öffentlichen Gelder gehören; Absicherung der Märkte, um Einkommen durch die Produkte zu sichern; Schutz des Eigentums vor Übergriffen; starke Ansprache Richtung Gesellschaft und Konsumenten, um Verständnis für die Bauern und den ländlichen Raum zu finden.