Festival: Am Linzer Pflaster steppt der Clown
Von Petra Stacher
Mona Circo liebt Leopardenmuster. Egal ob auf ihrem Koffer, ihrem orientalischen Hut, auf ihrer kurzen Lederhose, am Springseil oder am Sattel ihres Einrads, mit dem sie gerade durch Linz radelt. Aus den Boxen neben ihr tönt Zirkusmusik. Fehlt eigentlich nur mehr das Zirkuszelt. Doch Mona ist Straßenkünstlerin. Ihre Bühne ist nicht die Manege, sondern das Linzer Pflaster.
Seit 15. Juli geht in der oberösterreichischen Landeshauptstadt das Pflasterspektakel über die Bühne, aufgeteilt auf drei Wochenenden. Am Donnerstag ging es in die zweite Runde. Wenn auch etwas anders als vor Corona.
Von Gedränge entlang der Straßen ist dieses Jahr keine Spur, man muss Hinterhöfe aufsuchen: im Landhaus, Alten Rathaus, in der Dametzstraße, an der Kunstuni. Insgesamt gibt es zehn Standorte, an denen die Künstler heuer auftreten dürfen. „Normalerweise haben wir über 40“, sagt Festival-Leiterin Gerda Forstner.
Und auch einfach so zuschauen, darf man wegen Corona nicht: Erster Halt ist für alle Besucher einer der fünf „3G-Check-Infopoints“. Denn ohne 3G-Nachweis (Geimpft getestet, genesen), bekommt man kein farbiges Bändchen ums Handgelenk – die Eintrittskarte zu allen Aufführungen und damit auch zu Mona Circo.
Freie Sitzplätze
Sessel an Sessel stehen vor ihr im Innenhof der Kunstuni. Auf dem Großteil sitzt jedoch niemand – es ist allerdings auch Freitag früher Nachmittag. Von ihrem Programm abbringen lässt sich Mona durch die wenigen Besucher jedoch nicht. Sie führt ihre Clownerie fort und wischt immer wieder mit ihrem Tuch Sitzplätze für dazustoßende Familien ab.
So auch für die Familie Grünsteidl. „Ich war selbst als Kind beim Pflasterspektakel. Mir hat es damals super gefallen. Gut, dass es dieses Jahr überhaupt stattfinden kann. Und die Sitzplätze sind mit Kindern eigentlich ganz praktisch“, sagt Mutter Anna. Ob für die Artisten die heurige Situation so optimal ist, bezweifelt sie aber: „Durch die Zugangsbeschränkungen und die versteckten Plätze sammelt sich halt nicht so viel Publikum.“
„Wenn das Wetter gepasst hat, hatten wir in der Vergangenheit an drei Tagen immer über 200.000 Besucher. In dieser Dimension wird es heuer nicht spielen. Aber wir rechnen schon mit ein paar 10.000“, sagt Forstner. Geschätzt wird die Besucheranzahl erst nach den drei Wochenenden. „Wir waren mit dem ersten Wochenende aber sehr zufrieden. An den Abenden waren viele Höfe voll“, sagt die Festival-Leiterin.
Hutgeld
Programm gibt es auf alle Fälle genug: Etwa 800 Auftritte von insgesamt rund 100 Künstler-Ensembles gibt es an den drei Wochenenden. „Das sind genauso viele wie sonst, nur eben zeitlich aufgeteilt“ sagt Forstner. Gezeigt wird Comedy, Akrobatik, Figuren- und Objekttheater, Magie, Jonglage, Pantomime, Musik – um nur einige zu nennen.
Letzterem widmet sich gerade Paolo Casolo im Innenhof des Landhauses. Auf seinem Klavier auf Rädern auf dem ein farbenfrohes Marienbild angebracht ist und das an einem Fahrrad hängt, spielt er selbst zusammengestellte Stücke. Von langsamen klassischen Rhythmen bis zu modernem Jazz wird alles kombiniert – eine Wohltat für die Ohren der Zuseher.
Vor ihm steht ein roter sichtlich in die Jahre gekommener Hut. Denn die Künstler spielen für das sogenannte Hutgeld des Publikums. Es ist bei Straßenkunst üblich, mehr als nur Applaus zu geben. Dafür zahlt man für das Pflasterspektakel sonst keinen Eintritt und kann kommen und gehen wie und wann man will.
Gelegenheit Straßenkunst zu erleben gibt es in Linz noch heute und wieder ab Donnerstag bis Samstag. Danach sind die kleinen spektakulären Auftritte am Linzer Pflaster vorerst wieder vorbei.
Infos: Das Pflasterspektakel findet noch heute und vom 29. Juli bis 31. Juli statt. Aufführungen gibt es von Donnerstag bis Freitag jeweils von 13 bis 24 Uhr, am Samstag bereits ab 11 Uhr. Alle Infos zu den Veranstaltungsorten und Künstlern auf: www.pflasterspektakel.at