Das "Industriebundesland Nr. 1“ braucht die Energiewende
Von Petra Stacher
Oberösterreich ist „Industriebundesland Nr. 1“, wie es die Landesregierung immer wieder gerne tituliert. Umso härter würde ein Gas-Embargo OÖ treffen: Wie Volkswirtschafter Friedrich Schneider am Mittwoch vorrechnete, würde es zwischen 31.000 und 56.000 Menschen den Job kosten und das Bruttoinlandsprodukt um 3,4 bis 6,6 Prozent drücken.
Allein aufgrund dieser Zahlen ist die Energiewende für das Bundesland das Um und Auf. Dem stimmt die IG Windkraft zu: „Die Energiewende ist wie eine Lebensversicherung für den Wirtschaftsstandort, in die wir rasch investieren müssen“, sagte Geschäftsführer Stefan Moidl ebenfalls am Mittwoch in einer Pressekonferenz. In der Windkraft liege enormes Potenzial, denn als Pionierland in der Windkraft – 1996 wurden in Eberschwang Österreichs erste Windräder gebaut – sei auch Erfahrung vorhanden.
Verdoppelung
Bereits im April forderten die oö. Grünen deshalb bis 2030 rund 100 neue Windräder für das Bundesland, die IG verdoppelte nun diese Forderung: „Mit 200 Windrädern können wir alle fossilen Heizungen der oö. Haushalte auf sauberen Strom umstellen“, sagte Joachim Payr, Obmann der IG in OÖ. 30 Windräder stehen derzeit. Seit Jahren kam jedoch kein neues dazu. Der Anteil erneuerbarer Energie in OÖ liege aktuell bei nur 30 Prozent, so die IG.
„Masterplan“ für allesSchuld daran sei der “Windkraft-Masterplan“ des Landes, dieser würde mehr verhindern als ermöglichen. Energielandesrat Markus Achleitner (ÖVP) verteidigt diesen: „Der Masterplan legt fest, wo keine Windräder möglich sind, weil etwa ein Schutzgebiet besteht. Überall sonst können Projekte eingereicht werden.“
Zudem verwies er auf das Regierungsprogramm, in dem festgehalten sei, bestehende Windräder modernisieren und neue bauen zu wollen. Es würden aber ohnehin Wasserkraft, Biomasse und Fotovoltaik in OÖ eine größere Rolle spielen.
"Deutlich mehr als eine Milliarde"
Alle diese Formen der erneuerbaren Energie eint eines: Sie brauchen starke Stromnetze. Auch die oö. Grünen bezeichnen diese als „nötigen Kompromiss“. Ein Ausbau ist bereits vorgesehen, wie Achleitner am Mittwoch in Raab kundtat: Waren im „alten“ Masterplan 2028 von drei Netzbetreibern 34 Projekte auf Spannungsebenen von mehr als 110 kV und Umspannwerke mit einer Gesamtinvestition von einer Milliarde Euro vorgesehen, kommen im neuen Masterplan 2032 zwei neue Partner dazu. Das Volumen soll „deutlich mehr als eine Milliarde“ sein.
Für eine rasche Umsetzung müssten jedoch UVP-Verfahren dafür auf maximal zwei Jahre beschränkt werden. So Achleitners Forderungen in Richtung Bund. Die 110 kV-Leitung von Ried nach Raab etwa geht erst nach 38 (!) Jahren nun endlich in Betrieb.