Chronik/Oberösterreich

Attersee: "Seezugang weg, Förderung weg"

Der KURIER-Bericht über ein Grundstücksgeschäft der Gemeinde Unterach sorgte für viele Reaktionen und sprichwörtlich hohe Wellen am Attersee. Die Diskussion ist in vollem Gange und wird heute, Donnerstag, in Unterach öffentlich geführt. Am Abend informiert die Gemeinde ihre Einwohner in einer Versammlung über das Projekt.

Inzwischen hat das Thema auch die Landespolitik erreicht. Die Grünen fordern einen Stopp der Landesförderung für Unterach und haben eine Anfrage an den zuständigen Landesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) im Landtag angekündigt. Wie berichtet, plant die Gemeinde ein Drittel eines erst vor drei Jahren mit Landesförderung erworbenen Seegrundstücks um lediglich 10 Euro jährlich für 30 Jahre an ein Unternehmen der Firmengruppe Seidl zu verpachten.

Das Geschäft wird nur wirksam, wenn die Seidl-Gruppe ein Hotelprojekt im Ort umsetzt. In einem weiteren Grundstücksdeal will die Gemeinde dem gleichen Unternehmen ein Areal direkt am See um 4,6 Millionen Euro abkaufen und setzt dabei auf zwei Millionen Euro Förderung vom Land. Diesen Plan wollen die Grünen nun stoppen. „Soweit darf es nicht kommen“, sagt Klubobmann Gottfried Hirz.

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Seezugang in Verfassung

Details zur geplanten Förderung sind derzeit nicht zu erfahren. Der zuständige Landesrat Hiegelsberger befindet sich diese Woche im Ausland. Die Gemeinde rechnet jedenfalls fix damit. Doch auch die bereits ausgezahlte Förderung stellen die Grünen in Frage. Sie wurde nämlich explizit gewährt, um einen öffentlichen Seezugang sicherzustellen.

„Es sollte klar sein, dass Unterach die 800.000 Euro Landesförderung für den damaligen Ankauf zurückzahlt. Der Zweck der Förderung war der freie Seezugang, der ist durch den Deal obsolet“, betont Hirz. Und er ist auch aus einem anderen Grund verärgert.

Der Landtag hat erst im April den freien Zugang zu „Wäldern, Bergen, Seen, Flüssen und anderen Naturschönheiten“ in die Landesverfassung geschrieben. „Das kann es nicht sein. So geht das nicht. Unterach konterkariert all diese Bemühungen“, sagt Hirz. Die Verfassungsbestimmung sei nicht zuletzt deshalb gekommen, um Gemeinden beim Ankauf von Grundstücken mit Erholungswert zu unterstützen.

Skepsis bei Hotelprojekt

Auch das Hotelprojekt alleine wird in der Region nicht ausschließlich positiv gesehen. Und das, obwohl gerade in den Sommermonaten Hotelbetten fehlen. „Grundsätzlich ist ein größeres Angebot für die Region sicher besser“, sagt Andreas Aichinger, Aufsichtsrat-Chef des Tourismusverbands Attersee-Salzkammergut.

„Ob wirklich ein Projekt mit 300 Betten in Unterach das Richtige ist, ist eine andere Frage“ meinte Aichinger. Ansonsten sei die Hotellandschaft in der Region eher klein strukturiert. „Der Investor wird eine gewisse Größe benötigen, dass sich das rechnet. Die Frage ist, ob die Region es verträgt“, sagt der Touristiker.

Aichinger betreibt im benachbarten Nußdorf selbst ein Hotel. Bis auf Februar ist das Haus das ganze Jahr geöffnet. Im Sommer am Attersee ein Hotel zu füllen sei kein Problem, erklärt Eichinger. „Im Winter schaut es anders aus“, sagte er. Sein Hotel setzt in der kalten Jahreszeit auf Handelsreisende und Firmenseminare.