Chronik/Oberösterreich

Ablaufdatum für Gletscher am Dachstein rückt rasant näher

Auf schneebedeckten Eisfeldern unter dem mächtigen Dachsteinmassiv tollten schon am frühen Mittwochvormittag Touristenkinder herum. Bei prächtigem Bergwetter herrschte auf den Dachsteingletschern Hochbetrieb. Mitten in der Besucherschar inspizierte eine Delegation aus Politikern und Experten die Gletscherwelt. Begeisterung kam bei der Gruppe aber nicht so recht auf. Neue Messdaten belegen nämlich, dass die Dachsteingletscher dramatisch schmelzen und ihr Ablaufdatum immer schneller näher kommt.

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„Im Jahr 2030 wird man diese Eisformationen hier so nicht mehr vorfinden“, erklärte der Blue-Sky-Meteorologe Klaus Raingruber. Seit 2006 vermisst seine Firma im Auftrag des Landes OÖ und der Energie AG OÖ den Hallstätter Gletscher – eine von vier Eiszonen, die den Dachstein umgeben.

Wie nach dem Hitzerekordjahr 2018 nicht anders zu erwarten, legten die 17 Messstellen im Vorjahr schonungslos dar, dass der Hallstätter Gletscher wieder gewaltig an Masse einbüßte. Konkret schmolz der Eiskörper in der Tiefe um einen Meter und in der Länge um zwölf Meter. Das bedeutet, dass über vier Millionen Kubikmeter Wasser abflossen.

Alarmsignale

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Für Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) sind die schmelzenden Gletscher seit Jahren Alarmzeichen, um Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung zu setzen. „Seit Projektbeginn hat der Gletscher zwölf und an den Ausläufern sogar 30 Meter verloren“, erklärt er. Die Entwicklung der Dachsteingletscher betrachte man mit Sorge, sagte auch Energie-AG-General Werner Steinecker. Denn sie speisen den Traunfluss, in dem der Konzern 16 Laufkraftwerke betreibt.

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Von den ungewöhnlich großen Schneemengen vom vergangenen Winter profitiert der Gletscher zwar: Der Schnee bewahrt ihn derzeit noch vor dem Schmelzen. Doch schon in der anstehenden Hitzeperiode wird die Eisschmelze wieder massiv einsetzen. Dadurch freigelegte Felsen werden erhitzt und beschleunigen den Eisverlust zusätzlich, berichtete die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb.

Von ihr und Landesrat Anschober kam deshalb neuerlich ein Appell an die aktuelle und an die nächste Bundesregierung, mit einem umfassenden Maßnahmenpaket Österreichs Säumigkeit bei der Einhaltung des Weltklimavertrages zu beenden.