Wohnen im Zement-Werk: Einer Ruine wird Leben eingehaucht
Von Sarah Prankl
Seit über zwanzig Jahren steht das ehemalige Zement-Werk nun leer. Eine riesige, graue Gebäude-Ruine erinnert noch an die ehemalige Produktionsstätte in Kaltenleutgeben im Bezirk Mödling. In den nächsten Jahren soll dem Betonbau aus den 1960er-Jahren allerdings neues Leben eingehaucht werden. Die dafür gegründete Siloft GmbH plant eine Restaurierung des Gebäudes. Dazu haben sich vier Gesellschafter zusammengeschlossen, darunter befinden sich auch zwei Architekten.
Sie planen, das insgesamt rund 5.500 m2 große Areal in verschiedene Nutzungseinheiten aufzuteilen. Entstehen sollen rund zwanzig bewohnbare Einheiten, etwa gemeinsame Büro-Räume, Gastronomie und Loft-Wohnungen. In der ersten Phase wolle man sich aber hauptsächlich auf die gewerbliche Nutzung konzentrieren, erklärt Geschäftsführer Gerhard Strasser. Dafür soll in den Erdgeschoßräumen Platz gemacht werden, im ersten Stock werde man sich später auf die Loft-Wohnungen konzentrieren.
Hohe Nachfrage
Mit der Begeisterung für das Gebäude, das Gerhard Strasser vor einigen Jahren beim Radfahren entdeckt hat, ist er aber mittlerweile nicht mehr der Einzige: Permanent läutet sein Telefon. Interessenten kündigen sich an, die von den einzigartigen Räumlichkeiten des Gebäudes fasziniert sind. Etwa vom puristischen Industrie-Charakter, der durch die über sechs Meter hohe Decke besonders zur Geltung kommt.
Areal: Auf einer Fläche von 5.500 m² sollen zwanzig verschiedene Einheiten zum Wohnen und Arbeiten geschaffen werden. Seit über zwanzig Jahren wurde die Fläche nicht mehr genutzt. Loft-Wohnungen in der Größe von 100 m² sind zusätzlich geplant.
6,5 Meter hoch sind die Decken des alten Industriegebäudes.
Lage: Das Gebäude steht in Kaltenleutgeben im Wienerwald, drei Kilometer von der Wiener Stadtgrenze entfernt.
Trotz der gegebenen Räumlichkeiten soll das Projekt aber möglichst nutzungsoffen gestaltet werden. „Wenn jemand die hohe Decke nicht benötigt, können wir auch eine Galerie einziehen“, meint Strasser.
So soll auf die individuellen Bedürfnisse der Interessenten eingegangen werden. Durch die unterschiedlichen Einheiten soll eine langfristige Nutzung des Gebäudes möglich gemacht werden. Im Gegenzug zur Mitgestaltung sollen sich die Käufer dann an den Allgemeinkosten der Sanierung beteiligen.
Ab Herbst will man intensivere Gespräche mit den Interessenten führen. Beteiligen können sich Institutionen, Gewerbetreibende, Künstler, Freiberufler oder Privatpersonen. Wichtig sei vor allem auch ein Sinn für Gemeinschaft, die durch das Projekt entstehen soll. Besonders willkommen seien ortsansässige Unternehmen, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit identifizieren können, so der Geschäftsführer.
Umbau statt Neubau
Denn bereits bei der Planung des Projekts habe man sich aktiv für einen Umbau und gegen einen Abriss oder einen Neubau entschieden, um vorhandene Ressourcen zu nützen. Ein Neubau mit ähnlichem Konzept wird aber auch angedacht: Hohe Lofts mit einer Basisgröße von 100 m² sollen neben dem Bestand entstehen, die zu verschieden großen Einheiten zusammengefasst werden können.
Die Gemeinde unterstützt das Projekt auf voller Linie. „Ich sehe das Projekt als große Chance für unsere Gemeinde“, meint die Bürgermeisterin Bernadette Geieregger (ÖVP). Bis das Gebäude beziehbar ist und einen Mehrwert für die Gemeinde liefert, dürfte es allerdings noch einige Jahre dauern.