Die Wildkatze fühlt sich in Österreich wieder zu Hause
Von Markus Foschum
Sie ist wieder da. Oder vielleicht war sie auch nie ganz weg, hat sich nur sehr gut versteckt und ein heimliches Leben in Wäldern geführt. Jedenfalls häufen sich in Österreich in den vergangenen Jahren die Hinweise auf Wildkatzen. Auch, weil seit einiger Zeit intensiver nach ihnen gesucht wird. Der Naturschutzbund hat nun untersucht, wie man den scheuen Tieren das Leben und die weitere Ausbreitung leichter machen könnte. Damit sie sich weiter in durch Felder und Straßen getrennten Wäldern ausbreiten können, pflanzen Naturschützer verbindende Buschkorridore.
Bei einer Wanderung im Dezember 2003 im Bezirk Gmünd gelangen dem Naturfotografen Dieter Manhart in der Dämmerung einige Bilder von einer Katze, die auf einen Baum flüchtete. Die Fotos sorgten unter Fachleuten für helle Aufregung, denn es schien sich dabei um eine Wildkatze zu handeln – die seit den 1950ern eigentlich als ausgestorben galt.
Auf Katzensuche
Anfangs ging man von einem einsamen Einwanderer aus Deutschland aus, doch in der Folge wurde 2007 im Nationalpark Thayatal ein Forschungsprojekt gestartet. Mit Duftmitteln auf Lockstäben und Kamerafallen machte man sich auf die Suche und – Bingo. Mit Haarproben konnte eindeutig festgestellt werden, dass hier tatsächlich Wildkatzen vorkommen. Der Naturschutzbund Österreich initiierte 2008 eine erste internationale Wildkatzentagung, 2009 folgte die Gründung der Plattform Wildkatze, mit der österreichweit Nach- und Hinweise von Wildkatzen gesammelt werden.
Mittlerweile weiß man: „Die Wildkatze ist im Begriff, Österreich wieder in größerem Maßstab zu besiedeln“, so Andreas Kranz vom Naturschutzbund bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Besonders viele davon gibt es in Niederösterreich. Im Nationalpark Thayatal gibt es regelmäßig Nachweise, in der Wachau gelangen sogar Fotos von Jungtieren.
In Stadt und Land
Das Wildtier hält sich vorzugsweise in großen Wäldern auf, insbesondere findet man sie an Waldrändern sowie Bereichen mit dichter Bodenvegetation, wo es reichlich Nahrung findet. „In Österreich haben wir nun jedoch auch Nachweise und Hinweise aus 2.000 Metern Seehöhe, selbst am Stadtrand von Dornbirn hat man sie nachgewiesen und aus dem urbanen Umfeld von Graz gibt es einen gesicherten Hinweis. Wir können also nur staunen. Manch vorgefasste Vorstellung zum Wildkatzenlebensraum muss revidiert werden. Die Art ist flexibler als gedacht“, sagt Naturschutzbund-Wildkatzenexperte Andreas Kranz.
Der Naturschutzbund wollte nun mehr über (potenzielle) Lebensräume der Wildkatzen herausfinden, um sie bestmöglich bei ihrer (Wieder-)-Etablierung in Österreich unterstützen zu können. Deshalb gab man eine Studie zu Wildkatzenkorridoren in Österreich in Auftrag, durchgeführt durch die Experten Josh Lowry und Luka Kern. In der Studie wurden mögliche Wanderkorridore der Wildkatze in Österreich sowie Barrieren und Vernetzungsnotwendigkeiten lokalisiert.
Korridore schaffen
Die Tiere sind auf größere Waldgebiete als Lebensraum angewiesen, so Kranz. Mit einem Computermodell untersuchte Josh Lowry (Naturschutzbund), wo in Österreich geeignete Wälder sind, und ob es Korridore gibt, die sie verbinden. „Niederösterreich hat den meisten Lebensraum und dazu passend die meisten Wildkatzen-Nachweise“, sagte er: „Salzburg hingegen den geringsten möglichen Lebensraum und die geringste Zahl von Wildkatzen-Nachweisen.“
Doch viele der passenden Wälder sind nicht von Wildkatzen bewohnt. Dies könnte man ändern, indem man sie durch Korridore anbindet, meint Lowry. Er identifizierte mithilfe des Computermodells Hunderte Flächen, wo dies sinnvoll und möglich wäre. Doch große Straßen oder Ackerflächen durchkreuzen oftmals potenzielle Lebensräume der Wildkatze.
In der Südoststeiermark haben die Naturschützer bereits einen Korridor aus Hecken gepflanzt, der entlang eines Weingartens zwei Waldstücke verknüpft, berichtete Tobias Grasegger vom Naturschutzbund. Solche Projekte sind auch in Niederösterreich, zum Beispiel im Horner Becken geplant.
naturschutzbund.at