Weltenbummler produziert Räucherwerk aus heimischen Kräutern
Von Caroline Ferstl
Zu Besuch in der Werkstätte von Florian Gruber: Es riecht intensiv nach Kräutern, Bernstein, Moos, Blumen und Schwarzföhre. Der Duft erinnert an kalte, raue Winternächte. Es ist der Duft von Lichtmess.
„Das nächste Räucherfest ist die Frühlingstagundnachtgleiche am 20. März. Da riecht es dann nach Alant, Eberwurz, Eichenmoos, Schwarzföhre, Waldmeister und Wacholder“, verspricht Gruber.
Altes Brauchtum
Gemeinsam mit seiner Frau Angelika produziert der 46-Jährige seit einem Jahr Räucherkegel aus heimischen Kräutern auf seinem Bio-Bauernhof im Bezirk Wiener Neustadt-Land. Der naturverbundene Kulturanthropologe hatte immer den Traum, die Welt zu bereisen. In den Tempeln von Tamil Nadu in Indien lernte er Sandelholz und Kampferdüfte kennen, in Afrika entdeckte er die duftenden Räucherwolken traditioneller Heilerinnen.
Auch in Österreich ist das Ausräuchern vor allem in den Raunächten ein ländliches, fast schon verloren gegangenes, uraltes Brauchtum.
„Wir beschlossen, Räucherkegel selber herzustellen und auf traditionelle Inhaltsstoffe zurückzugreifen, weil wir wissen, wie viel Blödsinn in vielen Räucherstäbchen drinnen ist, etwa Kaliumnitrat oder Salpeterpulver. Kein Wunder, dass die Leute Kopfweh davon bekommen“, erzählt Gruber. So entstand „Waldweihrauch“.
Die Räucherkegel werden aus Hölzern und Kräutern gefertigt, die auf den Wiesen des Hofes wachsen. Als Basis dient das Harz der Schwarzföhre. Das alte Handwerk der Pecherei lernte Gruber von einem der letzten Pecher Österreichs. Die Kegel werden händisch gepresst und dann an der Luft getrocknet.
Sozialer Mehrwert
Der soziale, nachhaltige Mehrwert ist Gruber wichtig: „Deshalb übernimmt das Verpacken der Kegel der Verein Morgenstern. Der Verein unterstützt Jugendliche und Erwachsene mit psychischen, sozialen oder kognitiven Beeinträchtigungen.“
Die Räucherkegel gibt es seit letztem Jahr auch im Drogeriemarkt Prokopp zu kaufen. Derzeit arbeitet Gruber mit der FH Technikum Wien an einer Teilautomatisierung der Herstellung. „Alles mit der Hand zu machen, wird dank der großen Nachfrage doch langsam zu viel“, gesteht Gruber.
Die Produkte von "Waldweihrauch" findet man hier.