Ein Naturtalent auf dem Weg nach Hollywood
Von Katharina Zach
In einer Szene hätte Nina Hafner eigentlich große Angst haben sollen. Aber stattdessen konnte die 20-Jährige gar nicht aufhören zu lachen. Zu groß war der Spaß an der Arbeit.
Überhaupt Arbeit, das klingt nach Pflicht, nach Notwendigkeit. Dabei ist die Schauspielerei für die junge Münchendorferin (Bezirk Mödling) eigentlich ihre große Leidenschaft. „Schauspielen ist für mich Freizeit“, sagte sie zum KURIER. Nach mehreren Theater-Hauptrollen ist Nina Hafner nun erstmals Darstellerin in einem Kinofilm – in Bernhard Ratkas „Dinner für Acht“.
Endlich. Denn der Film, das ist ihr Ziel, ihr Traum. Hollywood – wenn man größer denkt. Dafür will die 20-Jährige nun im Herbst auf eine Filmschule nach London, denn: „Halb Hollywood ist in England.“
Hafners Berufsweg schien von Kindheit an vorgezeichnet. Puppenspielen mit drei? Fehlanzeige. Lieber verkleidete sie sich und schlüpfte in verschiedene Rolle. Mit fünf Jahren durfte sie in einer Schauspielschule beginnen. Und da das Mädchen noch nicht lesen konnte, brachte ihr die Mama die Texte bei.
Als Kind im Fernsehen
Mit sieben Jahren hatte das Nachwuchstalent ihre erste Rolle als Blumenmädchen in der Neuverfilmung von Sisi; mit elf Jahren eine Hauptrolle in der ORF-Serie „Die Detektive“ mit Katharina Strasser, die sogar Hafners Firmpatin ist. Auch in SOKO Kitzbühl spielte sie bereits
Mit 13 sang das Jungtalent beim Kiddy Contest und später in vier teatro-Musicals von Norberto Bertassi am Mödlinger Stadttheater. „Ich bin Norberto sehr dankbar. Die vier Jahre waren die beste Erfahrung. So jung schon so große Rollen zu spielen, die Chance bekommt man sonst nirgendwo“, erinnert sich Hafner an die Zeit.
In wenigen Wochen wird Hafner die Diplomprüfung der Schauspielakademie Elfriede Ott abschließen, ihre Matura hat sie bereits seit vorigem Jahr in der Tasche. Der geplante Schritt nach London ist ein großer, denn bisher hat Nina Hafner noch daheim bei den Eltern gewohnt. Mit ihrer Schwester, ihrem Havaneser „Buddy“– und ihren 40 Grünpflanzen.
Der grüne Daumen ist übrigens der Pandemie und einer langen Quarantänezeit geschuldet. „Vor Corona hab’ ich nicht mal Kakteen am Leben erhalten, jetzt lebe ich in meinem Dschungel“, sagt Hafner grinsend. Online hat sie sich ihr Wissen angeeignet und pflegt nun Efeututen bis Watermelon Peperomias. „Im Freundeskreis bin ich als Pflanzen-Mama bekannt.“
Die wichtigsten Gewächse will sie sogar auch nach London mitnehmen. Auch Nähen zählt zu Hafner Hobbys – als Ausgleich zur Schauspielerei. Mit Boxen hält sie sich fit.
Doch selbst in der Freizeit ist Hafner nie ganz privat. Denn obwohl sie so jung ist, wird sie durchaus schon auf der Straße oder im Club erkannt. „Einmal bin ich am Flughafen eingereist und da hat die Beamtin gesagt, ‚Entschuldige, ich glaube, ich kenn dich‘“, erinnert sich Hafner. Ein gutes Gefühl war das.
Mit dem neuen Kinofilm könnte das nun noch öfter passieren. „Vor der Premiere war ich sehr nervös, aber ein gutes nervös. Da sitzen Leute, die haben gezahlt, um dich, um den Film zu sehen“, erzählt sie und ein breites Grinden stiehlt sich in ihr Gesicht. Noch dazu hat Hafner gemeinsam mit Ratkas Sohn den Titelsong des Films beigesteuert.
Bei dem Erfolg in Österreich bleibt die Frage: Warum will Hafner in den englischsprachigen Markt? „Mir gefällt die Art des Drehens, das Storytelling“, sagt sie. Gerade in Österreich gebe es hauptsächlich Cop Storys, Heimatfilme oder Art-House-Streifen mit Drama. „Mainstream-Filme wie ‚Dinner für Acht‘ fehlen“, meint die 20-Jährige. Zudem sei das Schauspiel hierzulande zu nah am Theater.
Als Chance sieht Hafner den Streaming-Dienst Netflix, der zuletzt mit der Serie „Kitz“ Lokalkolorit für ein internationales Publikum bot. Für eine der Hauptrollen kam sie sogar in die engere Auswahl. „Aber ich war zu jung.“
Durchbeißen
Ablehnung, die darf man sich in ihrer Branche nicht so sehr zu Herzen nehmen, weiß Hafner. „Man braucht Optimismus und darf sich nicht unterkriegen lassen. Es geht nicht um dich als Privatperson und nicht um dein Können, da gehört so viel mehr dazu.“
Ein Glück also, dass Hafner eine echte Frohnatur ist. Stillsitzen, das liegt ihr nicht. Nur so konnte sie die HAK-Abendschule neben ihrer Schauspielausbildung stemmen. „Durchbeißen ist leichter, wenn es Spaß macht.“ Nicht aufgeben, das ist ihr Motto. Denn noch hat sie keine Zusage für eine Schauspielschule in London. Klappt das nicht, will sie den Umzug trotzdem wagen. Zu groß ist ihre Leidenschaft.