Ungebremst über Kreisverkehr gefahren: Vier Tote bei Unfall in Niederösterreich
Von Patrick Wammerl
Vier Todesopfer hat am späten Donnerstagabend der Verkehrsunfall eines Pkw mit schwedischer Zulassung auf der B17 im Raum St. Egyden am Steinfeld (Bezirk Neunkirchen) gefordert. Zwei weitere Insassen wurden laut Polizeiangaben von Freitagfrüh lebensgefährlich verletzt. Das Kfz war aus noch ungeklärter Ursache ungebremst über einen Kreisverkehr gefahren und hatte sich mehrmals überschlagen. Fünf von sechs Insassen wurden aus dem Fahrzeug geschleudert.
Der Pkw war am Donnerstag kurz vor 21.30 Uhr auf der B17 von Neunkirchen kommend in Richtung Wiener Neustadt unterwegs gewesen. Der Wagen landete letztlich in einem Waldstück und blieb auf dem Dach liegen. Durch den Anprall an Bäume seien die fünf Personen aus dem Kfz geschleudert worden, berichtete die Landespolizeidirektion Niederösterreich in einer Aussendung. Die Todesopfer - vier Männer - erlagen an Ort und Stelle ihren schweren Verletzungen. Von Einsatzkräften durchgeführte Reanimationsmaßnahmen schlugen fehl.
Polizei ermittelt zu Unfallhergang
Einer der Insassen wurde in das Landesklinikum Wiener Neustadt gebracht, eine weitere Person wurde vom Notarzthubschrauber „Christophorus 17“ in das Uniklinikum Graz geflogen. Das Duo befand sich in lebensgefährlichem Zustand. Die B17 war von etwa 21.45 Uhr bis 0.30 Uhr gesperrt.
Ermittlungen zu den Hintergründen liefen am Freitag „auf Hochdruck“, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager auf Anfrage. Vorerst stand nicht fest, wer das Fahrzeug gelenkt hatte. Das Auto wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt sichergestellt.
Die Neunkirchner Allee B17 zwischen Wiener Neustadt und Neunkirchen gilt seit jeher als berüchtigte Unfallstrecke. Zum einen weil die kerzengerade, vierspurige Straße, die unter Maria Theresia als Grundlage für die Vermessung der Habsburgermonarchie herangezogen wurde, gerne für illegale Straßenrennen genutzt wird. So wie zuletzt vor wenigen Tagen, als eine 18- und eine 19-jährige Frau in ihrem BMW bei einem vermeintlichen Wettrennen abgedrängt wurden und frontal gegen einen Baum rasten. Beide wurden schwerst verletzt ins Spital geflogen.
Wobei auf der Neunkirchner Allee einst Motorsportgeschichte geschrieben wurde: Ferdinand Porsche höchstpersönlich testete dort Fahrzeuge, er war damals noch technischer Direktor bei Auto Daimler. In den 30er-Jahren wurde die Strecke, übrigens die längste gerade Straße in Österreich, für Kilometerrennen genutzt. Insgesamt wurden dort sechs internationale Geschwindigkeitsrekorde im Motorradsport aufgestellt.
Kreisverkehr als neuralgischer Punkt
In der jüngeren Geschichte machte die Strecke jedoch nur mehr als Unfallhäufungspunkt Schlagzeilen. Auch der besagte Kreisverkehr auf halber Strecke zwischen Wiener Neustadt und Neunkirchen, errichtet in den 2000er-Jahre, ist immer wieder Auslöser schwerer Unfälle - wie auch Donnerstagabend.
„Zu übersehen ist der Kreisverkehr eigentlich nicht, weil er gut beleuchtet ist und zuvor die beiden Fahrstreifen auf eine Spur zusammen geführt werden“, erklärt ein hiesiger Polizist. In der Vergangenheit haben aber Autolenker wegen Sekundenschlafs oder einer Alkoholisierung das Hindernis bereits häufig übersehen. „Der Kreisverkehr wirkt dann wie ein Katapult und die Autos heben ab“, so die Polizei. Die Folgen eines solchen Crashs seien meist verheerend.