Chronik/Niederösterreich

Therapie in Tagesklinik: Neues Angebot gegen Alkoholsucht

Je früher Menschen mit Alkoholabhängigkeit eine Therapie annehmen, desto weniger Schaden entsteht für Gesundheit, Lebenserwartung und Erwerbsfähigkeit. 15 Prozent der Österreicher konsumieren Alkohol im problematischen Ausmaß, bei fünf Prozent liegt eine schwere Alkoholabhängigkeit vor. Dieser Anteil ist in den vergangenen 25 Jahren zwar leicht gesunken. Alleine in NÖ sind das aber noch immer 65.000 Menschen.

Im Vorjahr unterzogen sich in der Schwerpunktklinik für Alkoholabhängigkeit in Mauer bei Amstetten 200 Männer und Frauen einer sechswöchigen stationären Entwöhnungstherapie. Um den generellen Bedarf nach Therapieplätzen, der besonders während der Corona-Pandemie kurzfristig angestiegen war, besser abdecken zu können, wurde hier im Oktober 2022 erstmalig in NÖ eine tagesklinische Behandlung für Alkoholkranke eingerichtet.

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52 Personen habe man mittlerweile dieser neuen Behandlung unterzogen, berichte der ärztliche Klinikchef und Suchtexperte Christian Korbel. Insgesamt wurden zur Problematik Alkohol im vergangenen Jahr in Mauer 29.000 therapeutische Leistungen verzeichnet.

Anlässlich der „Dialogwoche Alkohol“ rücken Landesrat Ludwig Schleritzko und Korbel, der die Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen selbst leitet, die Problematik in den Blickpunkt, „um dafür mehr Bewusstsein zu schaffen“.

Vorzeigeprojekt

Die Tagesklinik mit sechs Behandlungsplätzen bezeichnet Schleritzko als Vorzeigeprojekt, weil sie ein Bindeglied zwischen Krankenhausbetreuung und dem niedergelassenen ärztlichen Bereich darstellt. Die Station 3 des Klinikums für den stationären Alkoholentzug hat 28 Betten.

Die Gruppe der Alkoholabhängigen bestehe ungefähr zu Zweidrittel aus Männern und einem Drittel aus Frauen. Wobei diese laut Korbel aufholen. Waren früher viermal so viele Männer als Frauen abhängig, so sind es jetzt nur mehr dreimal so viele bei gleicher Gesamtzahl.

Während der Pandemie seien vor allem während der Lockdowns Vorbelastete, die dann im Familienverband getrunken hätten, aufgefallen und von Angehörigen zur Therapie gemeldet worden, so Korbel. Generell sind die in NÖ in jedem Bezirk situierten Suchtberatungsstellen die Anlauf- und Vermittlungsstellen für Erkrankte. Dort, aber auch in Landeskliniken werden Diagnosen gestellt und die Kontakte mit den Entwöhnungseinrichtungen in Mauer hergestellt.

Als Grenze für den Alkoholkonsum über der eine Gesundheitsgefährdung besteht, nannte Korbel zwei Krügel Bier pro Tag für Frauen und drei Krügel für Männer.