Chronik/Niederösterreich

Tempo 80 statt Ausbau? Anrainer-Angst vor Lkw-Lawine auf der S4

Zwei tragische Verkehrsunfälle mit Todesopfern in den vergangenen Monaten haben die Debatte um einen Sicherheitsausbau der Mattersburger Schnellstraße (S4) neu entfacht. Im Mittelpunkt steht als wesentlichste Maßnahme eine bauliche Mitteltrennung. Diese soll Frontalunfälle künftig verhindern, wie Asfinag-Sprecher Walter Mocnik betont.

Das Projekt ist bereits seit 2019 eingereicht, verzögerte sich aber aufgrund von 15 Beschwerden beim Bundesverwaltungsgericht und beim Verwaltungsgerichtshof. Der VwGH entschied 2022 schließlich, dass keine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig sei. Derzeit werden Behördenverfahren für Wasser-, Forst und Naturschutzrecht abgehandelt. Laut Asfinag ist realistischer Baubeginn – vorbehaltlich erneuter Beschwerden – im Herbst 2025, die Fertigstellung könnte 2028 erfolgen.

Die Anrainergemeinden Wiener Neustadt und Katzelsdorf haben jeweils per Resolution des Gemeinderates Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) aufgefordert, mögliche Sofortmaßnahmen zur Entschärfung des gefährlichen Abschnitts zu prüfen.

Doch es regt sich neuer Widerstand: Die Bürgerinitiative „Stopp Autobahn S4“ aus dem burgenländischen Bad Sauerbrunn fordert eine Temporeduktion auf 80 km/h und ein Überholverbot statt eines Ausbaus, um die gewünschte Sicherheit zu erreichen.

„Neue Transitroute“

„Tatsache ist, dass der derzeit geplante Ausbau vor allem eine neue Transitroute für den Schwerverkehr zwischen Sopron und Wiener Neustadt erschließt“, fürchtet Obmann Johannes Stockinger. Eine mögliche Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h und eine „geschätzte Verdoppelung bis Verdreifachung des täglichen Verkehrsaufkommens von 60.000 bis 90.000 Fahrzeugen“ seien inakzeptabel.

Und Stockinger kritisiert: „Die Ausbaupläne widersprechen auf allen Ebenen den Klimazielen Österreichs.“ Neben der Bodenversiegelung würde eine Erhöhung der Schadstoffemissionen in Kauf genommen.

Der burgenländische Verkehrslandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) kann die Vorbehalte nicht nachvollziehen. „Der schwere Unfall mit zwei Toten vor einigen Wochen bei Katzelsdorf und der Frontalzusammenstoß im Februar in Sigleß mit einem Todesopfer haben auf tragische Weise deutlich gemacht, wie dringend auf dieser Strecke ein Sicherheitsausbau notwendig ist“, sagt er auf KURIER-Nachfrage.

Insbesondere die Mitteltrennung durch eine Betonleitwand hält Dorner für unabdingbar: „Die Bundesregierung ist gefordert, hier endlich in die Gänge zu kommen und dieses wichtige Vorhaben im Sinne der Sicherheit zügig umzusetzen .“