Chronik/Niederösterreich

Siedlung will sich abspalten

Es ist so etwas wie eine Palastrevolution. Ein Stadtteil von Wiener Neustadt will nicht mehr länger zur Stadt gehören. Eine Gruppe engagierter Bürger plant deswegen generalstabsmäßig die Abspaltung von der Bezirkshauptstadt und die Einbindung in die Gemeinde Wöllersdorf-Steinabrückl.

Der Stadtteil Heideansiedlung ist etwa im Jahre 1770 entstanden, als Kaiserin Maria Theresia die Gründe Bauern zur Verfügung stellte. Seit 1820 hebt Wiener Neustadt für die Siedlung die Steuern ein. „Ebenso lange gibt es die Zugehörigkeitsfrage“, erklären Franz Gschiel und Walter Linshalm von der Bürgerinitiative.

Die Heideansiedlung mit ihren 400 Einwohnern liegt mehrere Kilometer außerhalb des Stadtgebiets von Wiener Neustadt. Zur Gemeinde Wöllersdorf-Steinabrückl hingegen sind es nur ein paar Meter. „Wir beziehen das gleiche Wasser wie Steinabrückl und verwenden den gleichen Kanal. Nur kostet uns das ein paar hundert Euro mehr im Jahr, weil Wiener Neustadt weit höhere Gebühren hat“, erklärt Linshalm. Mehr noch: Die Siedlung verfügt über keinen Kindergarten und keine Volksschule, keinen Gemeindearzt, keine Kirche, keinen Friedhof und beispielsweise keinen Veranstaltungssaal.

Das alles liegt Kilometer weit entfernt, in Steinabrückl hingegen hätte man alles vor der Haustüre. „Bis zum Kindergarten nach Wiener Neustadt sind es acht Kilometer. Der in Steinabrückl ist 500 Meter entfernt“, so Linshalm, dem noch ein drastisches Beispiel in Erinnerung ist: „Bei mir hat es gebrannt. Es ist die Feuerwehr aus Wiener Neustadt gekommen, obwohl die Steinabrückler gleich ums Eck liegt.“

Der Wöllersdorfer Bürgermeister, Gustav Glöckler, kann sich die Einbindung in seine Gemeinde gut vorstellen. In Wiener Neustadt weiß man noch nicht so Recht, was man von dem Vorstoß halten soll. „Wir sind erst seit ein paar Tagen mit der Sache konfrontiert. Es ist zu früh, etwas konkretes dazu zu sagen“, so Vizebürgermeister Wolfgang Trofer. Wiener Neustadt würde im Falle eines Wechsels auch die Steuereinnahmen von 150 Haushalten verlieren.