"Schandfleck" vom Semmering: Behörde gegen Mankers Containerdorf
Von Patrick Wammerl
„Als hätte ein Hochseefrachter vor der historischen Kulisse angelegt“. Ein Wiener Sommerfrischler bringt spitzzüngig auf den Punkt, was man sich im Gemeindeamt am Semmering nur hinter vorgehaltener Hand zu sagen traut.
12 überdimensionale Schiffscontainer vor dem Eingang des Südbahnhotels sind seit fast einem Jahr so etwas wie der "optische Schandfleck“ des heilklimatischen Höhenluftkurortes. Und sie scheinen dort auch noch länger Wurzeln zu schlagen.
Trotz aller Anstrengungen, Behördenbriefe und amtlicher Abrissbescheide ist es Bürgermeister Hermann Doppelreiter (ÖVP) und der Gemeinde bislang nicht gelungen, dem "üblen Schauspiel" ein Ende zu setzen. Nun müssen die Juristen des Landes Niederösterreich, respektive der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen, einen Weg finden, den behördlichen Abbruchbescheid auch zu vollziehen.
Bis zu zehn Meter hoch stapeln sich die Stahlcontainer von Paulus Mankers frenetisch gefeierter Theaterproduktion "Alma – Show Biz ans Ende“ sowie "Die letzten Tage der Menschheit“ seit April 2023 vor dem Semmeringer Monumentalbau – nur anfangs genehmigt und geduldet.
Streit gipfelt vor Gericht
Zum Zweck des "Ein- und Ausräumens der Requisiten für die Theaterproduktion“ hatte die Gemeinde die Aufstellung ursprünglich genehmigt. Bekanntlich eskalierte aber danach die Lage.
Paulus Manker geriet sich mit dem Chef des Südbahnhotels, Christian Zeller sowie der Südbahn Kultur GmbH von Ingrid Skovhus und Stefan Wollmann in die Haare – gelinde formuliert.
Wo ist die Million?
Es kam zum Zerwürfnis, gestritten wird nur noch vor Gericht. Die GmbH klagte Manker, Manker klagte die GmbH. Nach Meinung des Regisseurs wurden Verträge nicht eingehalten, die Gegenseite behauptet dasselbe. Für Zeller und die Südbahn Gesellschaft geht es um mehrere hunderttausend Euro Anteil an den Einnahmen aus dem Ticketverkauf.
Die Alma-Produktion nahm über eine Million Euro damit ein.
Lager im Post-Verteilzentrum
Als der Regisseur nach Ende des Theaters im Herbst 2023 das Hotel nicht räumte, wurde es hässlich. Zeller erwirkte mit seiner Betriebsgesellschaft die Räumung, die im Jänner vom Gericht zwangsvollstreckt wurde. 1.000 Mannstunden waren nötig, um 800 Kubikmeter Requisiten und Equipment aus dem Südbahnhotel in eine Halle des ehemaligen Post-Verteilzentrums nach Neunkirchen zu transportieren. Dort wird das Material gerichtlich verwahrt. In Zellers Betriebsgesellschaft schlug sich dieses Unterfangen bereits mit über 100.000 Euro zu Buche, heißt es.
Und die zwölf Schiffscontainer?
Die "verschandeln“ laut Gemeinde weiterhin das Ortsbild. Wie die Neunkirchner Bezirkshauptfrau Alexandra Grabner-Fritz auf Anfrage des KURIER erklärt, ist Mitte Mai seitens der Gemeinde Semmering ein Ansuchen um Vollstreckung des Abbruchbescheides eingelangt. Die "verfahrensrechtlichen Schritte“ seien daher bereits eingeleitet worden, so Grabner-Fritz.
Vorhängeschlösser
Nun bleibt abzuwarten, wie die Alma Theaterproduktion GmbH von Paulus Manker reagiert. Doppelreiter hofft auf eine Lösung und einen Abtransport, bevor im Sommer der Kulturbetrieb im Südbahnhotel weiter geht. Was aktuell noch in den Schiffscontainern gelagert wird, weiß der Bürgermeister nicht.
"Sie sind mit riesigen Vorhängeschlössern versperrt. Wir wissen nicht, was drinnen ist“, erklärt der Ortschef. Bei allem Erfolg und dem medialen Echo, das die gefeierte Alma-Produktion dem Kurort gebracht hat, hätte man sich das drauf folgende Fiasko gerne erspart, heißt es in der Gemeindestube.
Apropos "Verschandelung": Was Paulus Manker wegen der Container derzeit vorgeworfen wird, wirft er selbst Christian Zeller vor. Manker ist Teil einer Bürgerinitiative, die sich gegen den geplanten Um- und Ausbau des Südbahnhotels formiert hat.