Unterwegs im Dschungel der Landeshauptstadt
Von Sophie Seeböck
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Zwischen Asphaltritzen hindurchbrechender Löwenzahn oder über Nacht auf der Windschutzscheibe aufgetauchte Pfotenspuren sind nur ein paar Hinweise, wie sich Wildnis auch in urbanen Gebieten bemerkbar macht.
Augen und Ohren auf
„Auf den ersten Blick sind Städte nicht der optimale Lebensraum für Flora und Fauna“, ist sich Ronald Lintner, wissenschaftlicher Leiter des Haus für Natur im Museum NÖ, bewusst. Dem, der aber seine Augen aufmacht und seine Ohren spitzt, eröffne sich schnell eine versteckte Seite der Stadt. „Die mosaikartig hohe Dichte an unterschiedlichen Lebensräumen auf kleiner Fläche machen mitteleuropäische Städte zu faszinierenden und artenreichen Lebensräumen“, weiß Lintner. Der „Wildnis Stadt“ ist nun eine gleichnamige Sonderausstellung in St. Pölten gewidmet.
Ab dem morgigen Samstag ziehen im Museum der Landeshauptstadt bis zum 12. Februar 2023 pflanzliche, aber auch tierische Überlebenskünstler vom Mauersegler bis zum Marder ein. Der erste Teil der Ausstellung führt in die verschiedenen urbanen Lebensräume und zeigt ihre Bewohner. So ruft aus dem Stadtbaum der Buchfink, Grünstreifen und Blumenbeete sind Heimat von Schmetterlingen, Brachflächen locken Wildkaninchen sowie Gottesanbeterinnen und der Bahndamm ist ein Paradies für die Zauneidechse.
Lebensraum "zu Hause"
Auch in den eigenen vier Wände verbirgt sich viel „Wildes“. Durch visuelle, aber auch durch akustische und haptische Reize wird gezeigt, dass sich vom Keller bis zum Dachboden in jeder Etage wilde Bewohner wohlfühlen können. Stockenten etwa kann ein Blumenkasten als Brutplatz reichen.
Einige der tierischen Stadtbewohner, kann man bei „Wildnis Stadt“ auch real kennenlernen, wie etwa Zitterspinnen und Waldmäuse. Dass St. Pölten nicht nur innerhalb der Museumsmauern wild ist, wird neben einem Rundgang durch den Museumsgarten, der ebenfalls Teil der Ausstellung ist, vor allem auch im Hauptausstellungsraum klar.
Wildes St. Pölten
Dort begegnet man Reihern und Bibern, deren Heimat die Traisen oder die Viehofner Seen sind. Mit Videomaterial taucht man in die St. Pöltner Wasserwildnis ein. Doch auch an Land bietet die Landeshauptstadt Lebensräume wie etwa im Hammerpark oder in privaten Gärten. So filmten Bewohner im Stadtgebiet einen Eisvogel, der sich im Gartenteich bediente.
Die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung werde immer wichtiger, so Kurator Lintner: „Heuer machte St. Pölten erstmals bei der internationalen City Nature Challenge mit. 2.710 Beobachtungen wilder Pflanzen und Tiere wurden dabei in vier Tagen von Bewohnern eingemeldet.“
Mensch und Tier
Auf das Spannungsfeld zwischen Mensch und Tier wird auch im dritten Teil der Ausstellung eingegangen. An Best-Practice-Beispielen, wie etwa der Renovierung der Ehemaligen Synagoge in St. Pölten wird gezeigt, wie man Wildtieren Schutz bieten kann. Im letzten Raum zeigt sich dann die Wildnis bei Nacht, wo mit einem Fledermausquiz abermals auch die jüngsten Besucher auf ihre Kosten kommen.
200 Objekte der Landessammlung Niederösterreich wurden für die neue Sonderausstellung „Wildnis Stadt“ im Museum NÖ inszeniert. Zu sehen gibt es dabei auch Lebendtiere wie Waldmäuse und Zitterspinnen
2.500 Quadratmeter misst der Garten des Museum NÖ. Als große urbane Naturlandschaft ist er auch Teil der Ausstellung
Begleitend zur Ausstellung wurde auch eine Broschüre aufgelegt, die nicht nur als Navi im Museum, sondern auch für Stadtspaziergänge genutzt werden kann.
Heute, Freitag, wird die Sonderausstellung „Wildnis Stadt“ im Haus für Natur des Museum NÖ eröffnet. Der offizielle Teil beginnt um 18.30 Uhr. Zu sehen ist die Ausstellung dann bis 12. Februar 2023
Infos: www.museumnoe.at