Chronik/Niederösterreich/Sankt Pölten

Sicherheitskampagne: Bremstest zeigt Gefahr am Bahnübergang

Die Strecke der Mariazellerbahn ist beschaulich. Im Führerstand kommt es aber fast tagtäglich zu Schockmomenten, wie Lokführerin Astrid Sulzbacher erzählt. Autofahrer, die sich Eisenbahnkreuzungen viel zu schnell nähern, sieht sie schon von Weitem und weiß „das geht sich auch mit einer Vollbremsung nicht mehr aus“.

Meist bleibe es in diesen Fällen bei Beinahe-Unfällen, insgesamt 200-mal jährlich kracht es in NÖ aber an Bahnübergängen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher Unfall tödlich endet, ist mit 20 Prozent sehr hoch.

Seit 2010 wurden seitens der NÖ Bahnen mehr als 22 Millionen Euro für die Sicherung von Eisenbahnkreuzungen aufgewendet. Trotzdem ist am Bahnübergang immer die volle Achtsamkeit aller Verkehrsteilnehmenden gefordert.

Aufmerksam sein

Häufig werden Unfällen an Bahnübergängen ausgelöst durch Unaufmerksamkeit infolge lauter Musik oder einem Telefonat oder eine Fehleinschätzung der Situation. „Im hektischen Alltag oder weil eh nie ein Zug kommt, vergessen wir gerne, dass ein Zug nicht ausweichen kann und auch bei einer Vollbremsung nicht sofort zum Stehen kommt“, erklärt Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) warum es bei Bahnübergängen häufig zu brenzligen und gefährlichen Situationen komme.

Wie viel länger der Bremsweg eines Zugs zu dem eines Autos ist, wurde am Mittwoch bei einem direkten Vergleich in Ober-Grafendorf (Bezirk St. Pölten) gezeigt. Während ein Pkw des ÖAMTC nur 20 Meter für eine Vollbremsung bei 80 km/h brauchte, benötigte die Himmelstreppe 194,5 Meter bis zum Stillstand.

Alle Inhalte anzeigen

Für NÖ Bahnen Geschäftsführerin Barabara Komarek habe der Praxistest deutlich gezeigt, „warum es g’scheit ist, sich am Bahnübergang Zeit zu nehmen“.

Zeit nehmen

Mit einer Sicherheitskampagne via Social Media, Busbeklebungen, Screens und Informationen in Fahrzeugen und Haltestellen, will das Bahnunternehmen richtiges Verhalten an Eisenbahnkreuzungen heuer vor allem für Autofahrer vermitteln. „Auch für unsere Mitarbeiter sind Unfälle und Beinahe-Unfälle enorm belastend“, betont Komarek.

Alle Inhalte anzeigen

Sich Zeit nehmen bedeute laut ÖAMTC-Verkehrsexperte Matthias Nagler auch, die Verhaltensregeln einzuhalten. „Selbst wenn man es eilig hat: Solange an der Eisenbahnkreuzung rotes Licht leuchtet oder sich ein Zug nähert, ist das Überqueren tabu“, erklärt der Experte nachdrücklich.

Vor allem an Übergängen, die man täglich überquert sei Vorsicht geboten, denn: „Verkehrsunfälle passieren häufig auch im gewohnten Umfeld“, so Nagler.

Alle Nachrichten aus St. Pölten jeden Montag im Postfach mit dem KURIER St. Pölten-Newsletter:

Alle Inhalte anzeigen