Chronik/Niederösterreich/Sankt Pölten

"Hirnrissig": Top-Barkeeper über neue Corona-Verordnung entsetzt

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Eigentlich müsste Oliver Kloiber allen Grund zur Freude haben. Kloiber, einer der besten Barkeeper des Landes, wurde vom Gourmetmagazin "Falstaff" auch in diesem Jahr in den höchsten Tönen gelobt. In seinem Lokal "Yesterday" in St. Pölten habe er "die Auswahl der hochprozentigen Stoffe noch einmal nach oben geschraubt", heißt es da. Die Kunden können in der kleinen, aber sehr feinen Bar aus 750 unterschiedliche Spirituosen auswählen.

Gut funktionierendes Angebot

Und auch die Corona-Krise meisterten er und sein Team bislang recht erfolgreich. Kunden konnten sich ihren Drink entweder nach Hause liefern lassen, oder direkt beim Lokal abholen. "Im ersten Lockdown konnten wir mit diesem Angebot zwischen 40 und 50 Prozent des normalen Umsatzes einbringen", erzählt Kloiber.

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"Handelsüblich verschlossen"

Doch jetzt sieht sich Kloiber mit einer neue Verordnung konfrontiert, die sein Geschäft massiv gefährdet. Vor kurzem bekam er ein Schreiben der Wirtschaftskammer Niederösterreich, in dem darauf hingewiesen wird, dass er künftig nur noch Gefäße verkaufen darf, die "handelsüblich verschlossen" sind. Heißt im Klartext: Nicht nur der Verschluss muss demnach industriell angefertigt sein, das ganze Gebinde braucht eine Etikettierung und ein sichtbares Haltbarkeitsdatum.

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"Das ist völlig hirnrissig", zeigt sich der Unternehmer im KURIER-Gespräch über die neue Corona-Verordnung entsetzt. "In meinem Betrieb gelten höchste hygienische Standards, aber solche Maßnahmen kann ich natürlich niemals umsetzen. Wie soll das gehen?" Kloiber hat sich mittlerweile juristischen Rat bei seinem Rechtsanwalt gesucht.

"Nur Überbringer der schlechten Nachricht"

In der Wirtschaftskammer Niederösterreich betont man, dass man nur der Überbringer der schlechten Nachricht sei. "Diese Formulierung befindet sich in den neuen Corona-Maßnahmen, die kürzlich der Bund beschlossen hat", sagt Walter Schmalwieser, Spartengeschäftsführer für Tourismus und Freizeitwirtschaft.

Der Hintergrund sei, so Schmalwieser, dass die Regierung dadurch versuche, gegen "Schwarze Schafe" vorzugehen, die unerlaubterweise Glühwein und Punsch ausschenken würden.

In diesem Fall trifft es aber anscheinend auch die Falschen.