Heikler Termin in St. Pölten: Russischer Botschafter wurde empfangen
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SPÖ-Bürgermeister Matthias Stadler fehlte. Matthias Adl, ÖVP-Vizebürgermeister, ebenso. Und auch Martin Jawurek, Militärkommandant von Niederösterreich, hatte keine Zeit.
Empfangen wurde Dmitrij Ljubinskij, russischer Botschafter in Wien, am Dienstag in der Landeshauptstadt St. Pölten dennoch. Der Grund: Am sowjetischen Militärehrenmal fand eine feierliche Zeremonie statt, die auch mit der Beendigung der Restaurierungsarbeiten verbunden war.
Dass Stunden zuvor die Lage in der Ukraine eskaliert war, sorgte freilich für Gesprächsstoff und dürfte auch für einige Absagen gesorgt haben. "Ich habe ebenfalls über eine Absage nachgedacht", sagte FPÖ-Stadtrat Klaus Otzelberger im Gespräch mit dem KURIER. "Aber wir sind ein neutrales Land, deshalb sollten wird den Dialog mit anderen Ländern nicht abbrechen. Mit dem Botschafter habe ich natürlich auch über die Situation in der Ukraine gesprochen", berichtete der FPÖ-Politiker.
Scharfe Kritik kam hingegen von der Volkspartei: „Auch wenn der Termin zur Feier der Restaurierungsarbeiten am russischen Soldatenfriedhof länger geplant waren, muss die SPÖ-Stadtregierung auf das aktuelle Geschehen reagieren. Es ist augenscheinlich, dass sich der Bürgermeister vor der Verantwortung drückt und seinen Vize vorschickt. Ehrlicher wäre es, mit einer Absage der Veranstaltung eine klare Antwort auf die völkerrechtswidrigen Aktionen Russlands zu reagieren“, so Adl.
Stadtkapelle spielte
Anwesend bei den Feierlichkeiten waren unter anderem SPÖ-Vizebürgermeister Harald Ludwig, SPÖ-Bundesrätin Eva Prischl und der Peter Rieser, der Präsident des "Schwarzen Kreuzes". Rieser war früher ÖVP-Bundesrat. Die Stadtkapelle spielte für den Gast aus Russland. "Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass die ÖVP aus der Veranstaltung ein parteipolitisches Hick-Hack machen will. Wir sind ein neutrales Land, der Termin stand bereits seit zwei Monaten fest", betont Ludwig.
Ljubinskij betonte, dass es gerade "in politisch turbulenten Zeiten äußerst wichtig sei, die gemeinsamen Anstrengungen fortzusetzen, um die uns verbindenden Brücken und die Erinnerungskultur weiter zu stärken und nicht zu zerstören".