Im Gefängnis: Schwere Vorwürfe und ein Handy in der Kompottdose
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"Es ist ein Wahnsinn", sagt der Justizwachebeamte, "dass es überhaupt soweit kommen konnte. Solche Anschuldigungen können für mich auch dienstrechtliche Konsequenzen haben."
"Stöhngeräusche"
Der Mitarbeiter der Haftanstalt St. Pölten musste am Donnerstag als Zeuge vor Gericht aussagen. Der Grund: Ein Häftling, der sich mittlerweile auf Bewährung in Freiheit befindet, hatte den Beamten angezeigt. Nach einer Hofrunde, so der Tschetschene, sei er von dem Wachmann sexuell belästigt worden. "Er hat mir bei einer Durchsuchung in den Genitalbereich und an den Hintern gefasst und dabei Stöhngeräusche gemacht", so der 31-Jährige.
Allerdings ist der Mann, der es bereits auf neun Verurteilungen gebracht hat, nicht als Opfer, sondern als Angeklagter vor Gericht. Denn die Justiz wirft dem Russen Verleumdung und Nötigung vor.
In der Befragung durch Richter Slawomir Wiaderek rückte der 31-Jährige von den Vorwürfen aber nicht ab. Er behauptete, dass Zeugen den Vorfall beobachtet hätten.
Gut zu sprechen dürfte der Tschetschene auf den Justizwachebeamten jedenfalls nicht gewesen sein. Denn nur ein paar Tage vor der angeblichen Belästigung wurde dem Angeklagten ein Handy abgenommen, dass er in einer Kompottdose mit sich herumgetragen hatte. In der Gemeinschaftszelle fand die Wache noch zwei weitere Mobiltelefone, die vor allem nachts und bei Hofrunden benutzt worden sein sollen.
Ein Urteil wurde am Donnerstag noch nicht gesprochen, es sollen noch weitere Zeugen einvernommen werden.