Chronik/Niederösterreich/Sankt Pölten

Bedarf an Kinder- und Jugendhilfe steigt: Caritas fordert Investition

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Die vier Lerncafés der Caritas der Diözese St. Pölten platzen aus allen Nähten. Es ist ein kostenloses Angebot für Schülerinnen und Schüler der Pflichtschulen, die überfordert sind. „Wir könnten alle noch einmal füllen“, sagt die Leiterin Nina Schöbinger-Konrad. Die Wartelisten sind lang.

In jedem Lerncafé werden von der Caritas 24 Kinder betreut. „Alleine in Herzogenburg warten 28 dringend auf einen Platz, in St. Pölten in der Grillparzerstraße haben wir die Warteliste nun geschlossen. Es sind schon so viele und es werden nur ganz langsam Plätze frei“, beschreibt sie die Situation – die sich nicht entspannt. Im Gegenteil: Die Anfragen würden mehr, durch die Pandemie und das Distance Learning verschärfe sich die Situation, so Schöbinger-Konrad.

Diese Tendenz ist in mehreren Bereichen der Kinder- und Jugendbetreuung der Caritas spürbar.

Depressionen und sozialer Rückzug

Auch die Nachfrage nach Psychotherapie steigt. Im letzten Jahr haben 121 Kinder und Jugendliche in mehr als 1.000 Therapieeinheiten das Angebot der Caritas in Anspruch genommen. „In den Therapien häufen sich Depressionen, Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten, Probleme mit dem Tag- Nachtrhythmus, Schlafstörungen, Computersucht, sozialer Rückzug und Aggressivität“, berichtet Sabine Scharbert, die Leiterin der Caritas-Familienberatung und Psychotherapie der Diözese St. Pölten im Rahmen einer Pressekonferenz, bei der die Caritas eine Stärkung der sozialen Infrastruktur in Niederösterreich fordert.

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Soziale Infrastruktur stärken

Die monatelange Corona-Krise und der Lockdown habe den Alltag drastisch verändert und viele Kinder und Jugendliche seien durch die Auswirkungen der Pandemie zunehmend belastet.

Daher richtet der Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger einen Appell an die Verantwortungsträger in Politik und Gesellschaft: „Sichern Sie die vorhandenen Möglichkeiten und trauen Sie sich weiter, in die soziale Infrastruktur zu investieren. Wir brauchen diese in den nächsten Jahren sehr dringend, vielleicht dringender als die technische Infrastruktur.“ Schützenhilfe kommt von Diözesanbischof Alois Schwarz, der bestärkt: „Neue Krisen sind entstanden, bestehende Krisen haben sich verstärkt.“