S34: 100 Hektar Boden für neun Kilometer Schnellstraße
Von Michael Chudik
Kurz bevor die B1 in das Ortsgebiet St. Pölten übergeht, stehen in einem angrenzenden Acker einige mit Absperrband verbundene Holzpflöcke. An dieser Stelle soll zukünftig die vierspurige S34 in die zweispurige Bundesstraße münden.
„Das sind unsere besten Äcker“, erklärt eine Bäuerin, bevor sie sich mit anderen Aktivisten aus den westlichen Katastralgemeinden der Landeshauptstadt rund um ein Plakat in der Mitte des Ackers für ein Foto versammelt. „Stopp S34. Nein zum unnötigen Bodenverbrauch“ ist darauf zu lesen.
"Völlig überdimensioniert"
Dem Bau der neun Kilometer langen Traisentalschnellstraße S34 sollen 100 Hektar Boden weichen. Für die Bauern ist das unverständlich, das Projekt sei überdimensioniert. „Mit der Schnellstraße verschwinden auch die letzten Grünflächen der Stadt“, sagt ein Bauer.
Mit ihrem Grund verlieren sie auch ihre Existenzgrundlage, sind sich die Landwirte sicher. "Landwirtschaft ist systemrelevant, sie kann es aber nur sein, wenn sie das wichtigste Werkzeug dazu hat, nämlich landwirtschaftlich nutzbare Flächen. Viele Äcker würden durch die Trassenführung nicht mehr bewirtschaftet werden können, Abgase und die Verschmutzung des Grundwassers seien nur einige weitere Probleme.
"Wir werden nicht gehört"
Selbst Ersatzgründe, können die Bauern nicht besänftigen. "In St. Pölten werden mögliche Gründe von der Stadt gekauft und den Betroffenen bleibt das Nachsehen", so die Aktivisten. Die Unterstützung der Landwirtschaftskammer bleibe auch aus, generell würde man die Stimmen der Anrainer ignorieren, heißt es. Beispielsweise ist es für die Schnellstraßen-Gegner nicht verständlich warum man im Jahr 2008 auf diese Trassenführung, Ost-Variante umgestiegen ist.
Die Asfinag hat dafür jedoch eine Erklärung: "Die S34 wurde vor vielen Jahrzehnten das erste Mal geplant. Als wir im 2006/2007 übernahmen, mussten wir feststellen, dass das Gebiet rund um Ochsenburg zu stark verbaut war", so Projektleiter Leopold Lechner. "Um die Anrainer vor Lärm zu schützen hätte man sehr tief gehen müssen, was aber durch Hochwassergefahr der Traisen zu gefährlich geworden wäre."
Weitere Verhandlungen
Seit mehr als zehn Jahren kämpfen die Anrainer nun gegen die S34.Ein Erfolg konnten bisher verzeichnet werden: Das 205 Millionen Euro schwere Projekt wurde immer wieder verschoben. Im September verhandelt man mittlerweile schon zum zweiten Mal am Bundesverwaltungsgericht mit der ASFINAG.
Themen wie Substanzgefährdung, Geohydrologie und Naturschutz stehen am Programm. „Die Prüfung dauerte über fünf Jahre, wir haben es uns nicht leichtgemacht und sind positiv gestimmt, dass wir auch diesmal wieder recht bekommen“, berichtet Projektleiter Leopold Lechner. Ob das Projekt wie geplant mit Ende 2021 starten kann, ist noch ungewiss.