Chronik/Niederösterreich

Richard Löwenherz’ Lösegeld wurde gut investiert

Wenn man von Wien aus, an an der Römerstadt Carnuntum vorbei, nach Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha) fährt, hat man das Gefühl eine kleine Zeitreise zu machen. Denn die lange Geschichte ist in der östlichsten Stadt Österreichs auch heute noch deutlich sichtbar. Nicht nur die mittelalterliche Stadtmauer mit ihren Toren und Türmen sind Zeugen aus lang vergangener Zeit. Auch das Herzstück von Hainburg, die Ruine am Schlossberg, überragt wie früher die Stadt und prägt die Szenerie, so wie sie dies bereits im elften Jahrhundert getan hat.

Auf dem Schlossberg

Schon beim kurzen Spaziergang auf den Schlossberg ist die Aussicht auf die Stadt Hainburg und ihre Umgebung mit dem Nationalpark Donau-Auen beeindruckend. Erstmals oben angekommen, kann man sogar die Aussicht bis nach Bratislava genießen. Die Burg ist kostenlos zugänglich und der Wohnturm ist ganztägig geöffnet.

Die Burg gehört seit 1977 der Gemeinde Hainburg und wird von dem Verein „Arbeitsgruppe Schlossberg“ mit viel Zeit, wenig finanziellen Ressourcen, aber großer Leidenschaft instand gehalten. „Wir sind einfach mit der Burg verbunden“, sagt Friedrich Karches, Gründungsmitglied des freiwilligen Vereins. „Als Buben sind wir hier rauf gekommen und haben Räuber und Gendarm gespielt oder heimlich geraucht“, sagt der gebürtige Hainburger lachend.

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Dass die Burg heute wieder begehbar ist und sich in einem guten Zustand befindet, ist besonders den freiwilligen Helfern der Arbeitsgruppe zu verdanken. Damit wird ein wichtiger Teil der Geschichte Niederösterreichs erhalten. Die Burg wurde nämlich bereits im Mittelalter erbaut. Erweitert wurde sie, weil man 1194 das Lösegeld von Richard Löwenherz, der weiter westlich der Donau, nämlich auf der Burg Dürnstein (heute Bezirk Krems-Land) eingesperrt war, gut investieren und das Grenzland aufrüsten wollte.

Eine besonders tragende Rolle spielte Ottokar II. Der König von Böhmen (1253 bis 1278) und Herzog von Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Er heiratete im Jahr 1252 Margarete von Österreich in der Pankratiuskapelle in Hainburg, die auch heute noch ein beliebter Ort zum Heiraten ist.

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Nach dem Tod Ottokars II. geht Hainburg an die Habsburger, welche die Stadt und die Herrschaft verpfänden. Einen großen Einschnitt erlitt die Burg und die Stadt Hainburg im Jahr 1683, als bei der Türkenbelagerung fast die ganze Bevölkerung ausgerottet wurde. Auch die Burg wurde dabei niedergebrannt, wobei wichtige Dokumente vernichtet worden sind. Karches erzählt: „Gerade arbeiten wir mit Historikern und Wissenschaftern daran, die Geschichte zu rekonstruieren, die durch die verloren gegangenen Dokumente nicht mehr aufgezeichnet ist.“

Nach den Weltkriegen war der Schlossberg in einem so schlechten Zustand, dass das Betreten verboten war. Erst ab dem Sanierungsbeginn der Arbeitsgruppe im Jahr 1975 ist die Burg wieder begehbar. „Wir laden hier auf der Burg zum gemütlichen Beisammensein. Deshalb verlangen wir auch keinen Eintritt. Die Leute sollen das Ambiente genießen können ohne zahlen zu müssen“, sagt Karches.

Autorin: Sabrina Luger