Pflegeprozess in NÖ: Weitere Freisprüche vom Vorwurf des Vernachlässigens
Mit zwei weiteren Freisprüchen ist am Mittwoch ein dreitägiger Prozess in Wiener Neustadt rund um ein Pflegeheim in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) zu Ende gegangen. Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Frauen Vernachlässigen wehrloser Personen angelastet. Bereits am Dienstag war ein 62-jähriger Mitangeklagter vom Vorwurf der schweren Nötigung im Zweifel freigesprochen worden. Alle drei Urteile sind nach Angaben des Landesgerichts nicht rechtskräftig.
Die beiden Frauen waren vor Gericht gestanden, weil sie 2021 nichts gegen einen Krätzmilben-Befall in dem Heim unternommen haben sollen. Der 49-jährigen Erstangeklagten wurde auch fahrlässige Körperverletzung und - aufgrund mutmaßlicher Einträge in die elektronische Pflegedokumentation im fremden Namen - Datenfälschung vorgeworfen. Den Angaben der beiden Frauen zufolge hatte im von der Staatsanwaltschaft genannten Zeitraum kein Verdacht auf Krätze in dem Heim bestanden.
Einvernehmliche Lösung
Dem 62-Jährigen wurde angelastet, einer Mitarbeiterin mit einer Klage auf 200.000 Euro gedroht zu haben, sollte sie die einvernehmliche Auflösung des Dienstverhältnisses nicht unterfertigen. Er habe die Beschäftigte "nie im Leben zu einer Unterschrift gezwungen", sagte der Angeklagte.
Das Trio hatte sich zum Prozessauftakt zu Wochenbeginn nicht schuldig bekannt. Am Montag waren neben den Angeklagten auch Zeugen am Wort. Am Dienstag standen neben Fragen an die Gutachterin weitere Zeugeneinvernahmen am Programm. Die 56-jährige Zweitangeklagte und der 62-Jährige sind weiterhin beim Heimbetreiber Senecura beschäftigt.
Vorwürfe seien entkräftet
Man freue sich über die Freisprüche, teilte ein Sprecher der Senecura-Gruppe der APA mit. Wie sich herausgestellt habe, hätten viele Vorwürfe auf Hörensagen beruht und "konnten durch zahlreiche Zeugenaussagen vollständig entkräftet werden". Die Covid-Situation habe sowohl das Team in Kirchberg am Wechsel als auch die gesamte Pflegebranche in Österreich vor große Herausforderungen gestellt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "haben alles versucht, auch in dieser schwierigen Zeit der Corona-Pandemie unsere hohen Standards zu halten", so der Sprecher.