Chronik/Niederösterreich

NÖ-Fernwärme für frierende Bulgaren

Erwin Pröll hat es geschafft: Als erster ausländischer Politiker Europas wurde der niederösterreichische Landeshauptmann am Freitag vom neuen bulgarischen Staatspräsidenten Rossen Plewneliew in Sofia empfangen. Dieser war zuvor Minister für regionale Zusammenarbeit und hat eng mit NÖ-Unternehmen zusammengearbeitet. Der Energieversorger EVN war 2011 Investor Nummer 1 in Bulgarien, Österreich hatte im Vorjahr sieben Mrd. Euro in Bulgarien investiert.

Kein Wunder, dass Pröll EVN-Vorstandssprecher Peter Layr im Schlepptau hatte. Bulgarien setzt auf grüne Energie, die EVN betreibt hier große Windkraft- und Sonnenkraftwerke. In Planung ist derzeit ein Wasserkraftwerk am Fluss Gorna Arda an der bulgarisch-türkischen Grenze (Volumen: 500 Millionen Euro). Die EVN versorgt in Bulgarien 1,6 Millionen Kunden mit Strom und 40.000 Haushalte mit Fernwärme.

Die EVN beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter in Bulgarien, und das Land unternimmt alles, um Jobs zu schaffen, die Arbeitslosigkeit abzubauen und Musterschüler auf dem Balkan zu werden. Krisenländer beneiden Bulgarien: Sein Schuldenstand liegt bei 16 Prozent des BIPs (Österreich 82 Prozent), das Defizit beträgt etwas über drei Prozent.

Image-Politur

Plewneliew war vor seiner Polit-Karriere Unternehmer und hat sich mit EU-finanzierten Projekten zum Aufbau des Landes einen Namen gemacht. Als Präsident möchte er seinen Europa-Kurs fortführen und die Integration Bulgariens festigen. Er agiert als Drahtzieher der Politik hinter den Kulissen und hat hervorragende Kontakte in die EU-Kommission.

Gegenüber Pröll betonte er, dass er seine Hauptaufgabe darin sehe, das Image des Landes zu verbessern und Bulgarien zu einem seriösen politischen und wirtschaftlichen Partner zu machen. In den vergangenen Jahren wurde Bulgarien regelmäßig in Berichten der EU-Kommission wegen Korruption und schlechter Verwaltung gerügt.

Die Treffen von Pröll mit dem Präsidenten ebenso wie mit Premier Borissow waren mehr als politischer Small Talk. Es ging um die Donau als Wasserstraße und die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität. "Wir haben großes Interesse, dass Bulgarien rasch Schengen-Mitglied wird, um Schlepperbanden schon an der Schengen-Außengrenze abzufangen." Borissow beschwerte sich über die Niederlande, die als einziges EU-Land die Schengen-Mitgliedschaft von Bulgarien und Rumänien blockieren. "Auch wir könnten Vetos einlegen, aber wir tun es nicht. Es ist nicht fair, wenn eine Partei im Parlament die EU-Integration behindert", sagte Borissow unter Anspielung auf die rechtsextreme Partei des niederländischen Populisten Wilders.