Niederösterreich: Der Bärenwald Arbesbach trauert um "Vinzenz"
Am vergangenen Freitag starb im Bärenwald Arbesbach Bär Vinzenz. Das Tier musste mit 32 Jahren von seinem Leiden erlöst werden. Er war, gemeinsam mit seiner 2017 verstorbenen Schwester Liese, der erste Bär, den die Tierschutzorganisation Vier Pfoten 1998 aus schlimmen Verhältnissen in den neu errichteten Bärenwald brachte.
Die Teams vom Bärenwald Arbesbach und von Vier Pfoten trauern um ein "ganz besonderes Tier, das mit seiner Ruhe und seinem Selbstbewusstsein alle, Menschen und bärige Mitbewohner, in seinen Bann zog", heißt es in einer Aussendung.
Der körperliche Zustand von Vinzenz hatte sich in den letzten Wochen rapide verschlechtert. Verschiedene medikamentöse Therapieversuche haben wenig und nur kurzfristig Erfolg gezeigt. In den letzten Tagen wollte er auch nicht mehr fressen und schien ohne Lebenslust: „Wir haben schließlich schweren Herzens beschlossen, sein Leiden nicht unnötig zu verlängern. Er ist dann friedlich und im gewohnten Umfeld eingeschlafen", sagt Sigrid Zederbauer, Betriebsleiterin im Bärenwald. Mit seinen 32 Jahre sei er auch älter gewesen als Bären in freier Wildbahn je werden könnten.
Zirkusbären
"Wie er da prächtig und mit seiner selbstbewussten Art durchs Gehege gestreift ist. ‚Vinzi for President!‘ haben wir scherzhaft immer über ihn gesagt“, erzählt Zederbauer wehmütig. Doch Vinzenz und Liese konnten nicht immer durch natürliches Waldgebiet streifen: Sie wurden 1988 in Slowenien geboren und gerieten bald darauf in die Hände von Zirkusdompteuren, die kurze Zeit später verschwanden und die beiden in der Steiermark zurückließen.
Dort wurden die Geschwister als Werbeträger für einen neuen Skilift missbraucht und ab Juli 1989 in eine 300 Quadratmeter kleine Betongrube auf der Gemeindealpe bei Mitterbach als Attraktion für Touristen gepfercht. Vinzenz und Liese fristeten ganze neun Jahre ein trauriges Dasein. Sie lernten schnell, dass durch „Männchen machen" sich die Leute zur Fütterung mit Essensresten hinreißen ließen.
Von Vier Pfoten gerettet
Nach dem Konkurs des Liftbetreibers konnte und wollte sich niemand mehr um die beiden Braunbären kümmern. Daher sicherte Vier Pfoten gemeinsam mit der Bergrettung die Betreuung und organisierte schließlich die Übersiedlung in den Bärenwald Arbesbach. "Dass er den größten Teil seines Bärenlebens und damit viele tiergerechte Jahre in unserem Bärenwald verbringen konnte, freut uns und ist uns Trost in Zeiten des Verlusts", sagt Vier Pfoten Geschäftsführer Josef Pfabigan.