Chronik/Niederösterreich

Niederösterreich baut Netz an Alltagsradwegen aus

In Niederösterreich wird das Netz an Alltagsradwegen ausgebaut. In 37 Potenzialregionen sollen rund 200 Kilometer an Schnellrouten in insgesamt 189 Gemeinden entstehen. "Mit den Radbasisnetzplanungen legen wir den Grundstein für aktive Mobilität in den Regionen", erklärte Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) am Freitag in einer Aussendung.

Spätestens im ersten Quartal 2023 sollen alle Basisnetze fertig entworfen sein. Die Planungen in den einzelnen Regionen werden vom Land finanziert. Ziel sei es, den Anteil von Radfahren und Zufußgehen in den nächsten zehn Jahren auf 44 Prozent zu verdoppeln, sagte Schleritzko. "Nur so kann es uns gelingen, unser tägliches Mobilitätsverhalten zukunftsfit und klimafreundlich zu gestalten", betonte er. Im Jahr 2021 wurden von Land und Gemeinden elf Millionen Euro in 41 Projekte mit einer Länge von 47 Kilometern investiert. Heuer fließen 16 Millionen Euro in Infrastruktur.

Skepsis bei Radlobby

Die Radlobby Niederösterreich steht den Basisnetzen positiv gegenüber. Der Vorsitzende Karl Zauner hielt jedoch zu den geplanten 200 Kilometern auf APA-Anfrage fest: Pro Gemeinde durchschnittlich etwas mehr als ein Kilometer "mag für sehr kleine Ortsgebiete ausreichend sein, für größere ist das definitiv zu wenig an Radinfrastruktur". Man habe dem Land 30 Millionen Euro an Jahresbudget vorgeschlagen. Befürchtet wird, "dass manche Radrouten wie schon bisher an den Bedürfnissen vorbei geplant werden".

Zu den wichtigsten Projekten zählen nach Angaben des Landes im Bezirk Gänserndorf der Radweg zwischen Obersiebenbrunn, Lassee und Engelhartstetten entlang des Stempfelbachs mit einer Länge von 13,4 Kilometern, die 2,4 Kilometer lange Route zwischen Heiligenkreuz und Alland (Bezirk Baden) entlang der B210, die 1,8 Kilometer lange Strecke zwischen Hinterbrühl und Gaaden (Bezirk Mödling) entlang der B11, der Geh- und Radweg zwischen Heiligenkreuz und Gaaden entlang der B11 mit 2,3 Kilometern Länge und die Radwegachse im Bereich Kreilhof in Waidhofen an der Ybbs mit einer Länge von 2,8 Kilometern.

Netzgedanke im Vordergrund

Bei den Radbasisnetzen handelt es sich um Strecken im Alltagsverkehr. "Anders als bei touristischen Radrouten, steht hier der Netzgedanke - also eine flächendeckende Verbesserung der Radinfrastruktur - im Vordergrund", wurde in der Aussendung erläutert. Bereits umgesetzt wurden zum Beispiel ein Lückenschluss bei der B1 in St. Georgen am Ybbsfelde (Bezirk Amstetten) oder der Geh- und Radweg Rekawinkel in Pressbaum (Bezirk St. Pölten).

Bei Umsetzung und Fördereinreichung sind der Aussendung des Landes zufolge die Gemeinden am Zug, weil die Routen in der Regel auf Gemeindestraßen oder Nebenanlagen liegen. Das Land unterstützt Kommunen als zentrale Anlaufstelle bei den Planungen und mit Förderungen. Seit Beginn der neuen Richtlinie für Alltagsradwege Ende 2020 wurden 118 Projekte mit einer Gesamtlänge von rund 114 Kilometern und 15 Maßnahmenkonzepte eingereicht.

Landeszuständigkeit gefordert

Zauner fordert, dass Planung, Errichtung und Betrieb von Radverkehrsanlagen auf Landesstraßen beim Land liegen muss - auch innerorts. "Bei allen Sanierungen und Neubauten ist der Radverkehr mitzuplanen", betonte er. Die Kosten sollen vom Land getragen werden, so die Forderung. Radwege für Alltagsrouten brauchen laut Zauner "eine sehr hochwertige Oberfläche, keine Kanten bei Kreuzungen und flache Rampen": Wer täglich eilig zur Arbeit, zum Bahnhof oder zur Schule unterwegs ist, wolle nicht über Holperstellen fahren. "Kreuzungen müssen radverkehrsgerecht ausgeführt werden", betonte er.

Nach Einschätzung von Max Nutz von Fridays for Future (FFF) Krems existiert derzeit in Niederösterreich ein "Fleckerlteppich" - also einzelne Radrouten, aber kein Netz. Strecken im Bundesland seien überwiegend für touristische Nutzung aufgebaut. Weil viele Wege im Alltag aufgrund ihrer Kürze mit dem Rad oder E-Bike bewältigt werden könnten, bestehe generell "großes Potenzial" für den Ausbau des Radverkehrs, zeigte sich Nutz im Gespräch mit der APA überzeugt. Bei der Planung von Routen müsse Sicherheit ein wichtiges Thema sein, betonte er.