Chronik/Niederösterreich

"Kitt für die Gesellschaft": Land NÖ kurbelt Nachbarschaftshilfe an

Ein kurzer fröhlicher Plausch, ein kleiner Handgriff im Garten oder der schnell miterledigte Einkauf - auf den emsigen Nachbarn ist Verlass.

Den Wert der kleinen Dienste von Tausenden Ehrenamtlichen, die in ihrem Umfeld auf das Wohl der Nachbarn achten, wird in Niederösterreich ab sofort besonders ins Rampenlicht gestellt und unterstützt. Ein gestern gestartetes Freiwilligencenter als Anlaufstelle für die Helfer und der am kommenden Freitag erstmals gefeierte „Tag der Nachbarschaft“ sollen den Start der Aktivitäten untermauern.

700.000 Ehrenamtliche 

An die 700.000 Niederösterreicher sind ehrenamtlich aktiv und vielfach in einem der 20.000 Vereine oder in Hilfsorganisationen aktiv. Doch die Zahl jener, die sich nicht an einen Verein binden wollen und trotzdem freiwillig wertvolle Dienste leisten, nimmt zu. Fast 37 Prozent der Aktiven gehen bereits derartigen informellen Tätigkeiten in ihrem Umfeld nach.

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Die Ressource der ehrenamtlichen Tätigkeiten müsse gestärkt und ausgebaut werden, selbst bei der Landeshauptleutekonferenz sei über den Wert und den Umgang mit der guten Nachbarschaft diskutiert worden, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).

Freiwilligenzentrum NÖ

Im Zuge eines Symposiums zu dieser Thematik wurden Dienstag Nachmittag auch das im Volkskulturzentrum Atzenbrugg installierte Freiwilligenzentrum NÖ und die Initiative „Nachbarschaft leben“ gestartet. „Diese Nachbarschaftshilfe tut der Gesellschaft gut“, erklärte Mikl-Leitner. Gerade in einer sehr polarisierenden Zeit, in der auch die Gefahren des Internets auf die Gesellschaft massiv einwirken, müsse sie besonders gestützt werden. 

Immerhin gibt es in NÖ fast 760.000 Haushalte, deren Bewohner alle in einer Nachbarschaft leben. Die hat für jeden Einzelnen grundsätzlich eine große Bedeutung, wie eine Blitzumfrage des Institutes Integral in NÖ zeigt. 

Studie zur Nachbarschaft

Demnach schätzen 85 Prozent der Befragten den Wert der Nachbarschaft hoch ein. Für 76 Prozent trägt die gelebte Nachbarschaft auch zu einem besseren Sicherheitsgefühl und zu mehr Wohlbefinden bei.

Angaben, die die Psychiaterin und Psychotherapeutin Bärbel Fichtl, nur unterstreichen kann. Der Mensch benötige die „gesellschaftliche Teilhabe“, um psychisch gesund zu bleiben. Die durch die Nachbarschaft gebotene Zugehörigkeit sei „der Kitt der Gesellschaft“ bestärkte auch die Kultur- und Sozialanthropologin Bettina Ludwig.

Das nun professionell betreute Freiwillgencenter NÖ, das unter dem Dach der Kultur.Region.NÖ-GmbH betrieben wird, unterhält eine Hotline (0810 00 10 92) und soll für alle anfallenden Fragen von Ehrenamtlichen, Initiativen oder auch bei ähnlichen Tätigkeiten für Gemeinden zur Verfügung stehen. Angeboten werden aber auch Seminare oder eine Freiwilligenbörse. Da werden Vereine, die gerade Mitglieder suchen, dargestellt. 

Freiwilligencheck

Der ebenso angebotene Freiwilligencheck funktioniert umgekehrt: Da können sich angehende Ehrenamtliche in kürzester Zeit einen passenden Verein vorstellen lassen. 

Für den anstehenden ersten „Tag der Nachbarschaft“ stehen Postkarten mit netten Wünschen, kleine Präsente oder auch eine Kampagne über die Social-Media-Kanäle der Kultur-Region.NÖ parat. Künftig werde dieser Tag jährlich am letzten Freitag im Mai gefeiert, kündigte  LH Mikl-Leitner an.