Chronik/Niederösterreich

Bundesschulsprecherin Mira Langhammer: „Vertretungsarbeit macht mir Spaß“

Mira Langhammer aus Gobelsburg (Bezirk Krems-Land) ist die neue Bundesvertreterin der österreichischen Schülerinnen und Schüler. Die 17-Jährige besucht die achte Klasse des Piaristengymnasiums Krems. Sie war Klassen- und dann Schulsprecherin und später in der Landesschülervertretung tätig, bevor sie nun in die Bundesorganisation aufgerückt ist. 

Im Interview mit dem KURIER spricht sie über Probleme im Klassenzimmer und Wünsche für die Zukunft.

KURIER: Sie sind als Bundesschulsprecherin für  die Vertretung der 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler Österreichs zuständig. War diese Funktion schon länger Ihr Ziel?
Mira Langhammer: Nicht unbedingt. Das hat sich so ergeben. Ich bin nicht so, dass ich von mir selbst behauptet hätte, dass ich die perfekte Person dafür bin.  Aber es war bisher eine coole Erfahrung und man kann viel mitgestalten.

In einer Lebensphase wie der Ihren, in der so viele richtungsweisende Entscheidungen anstehen:  Warum tut man sich eine solche Position noch zusätzlich an?
Immer wenn ich in dieser Vertretungsarbeit Ja dazu gesagt habe, mehr zu machen, habe ich es nie bereut. Es macht mir einfach viel Spaß. Wenn ich merke, dass das bei Leuten, die vielleicht nicht einmal eine Ahnung davon haben, was ich da mache, ankommt,  dann gibt das  extrem viel zurück. Ich habe mir gedacht, diese Chance habe ich nur einmal im Leben. Da war dann die Entscheidung schnell klar.

Sie sind bereits seit Jahren in der Schülervertretung tätig. Gibt es ein Beispiel für ein Projekt, bei dem Sie besonders stolz sind, dass es umgesetzt wurde?
Zu meiner Anfangszeit hat die Schülerunion das „Mental Health“-Jugend-Volksbegehren auf die Beine gestellt und das ist dann mit 134.000 Unterschriften durchgegangen. Und da hat sich seither auch sehr viel getan. Das ist immer ein Paradebeispiel dafür, was passieren kann.

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Sie sind in einer Position, wo Sie viele Probleme direkt erleben. Wenn wir jetzt bei Ihnen in der Klasse oder im Jahrgang eine Kummerbox aufstellen würden, was wären da die größten  Sorgen oder Themenfelder?
Sorgen und Punkte, wo sich Schülerinnen und Schüler Verbesserungen wünschen, sind unterschiedliche Sachen. Es ist so, dass Schule vielen keinen Spaß macht, weil sie  das Gefühl haben, sie sitzen nur da und hören zu. Da geht es in Richtung  Individualisierung. Der Wunsch ist  groß, dass man sich mehr aussuchen kann, worüber man lernt und gezielter differenzieren kann.
Zusätzlich ist politische Bildung  und Medienkunde sehr wichtig. Da fühlen sich viele uninformiert. Und dann gibt es noch den Wunsch, mehr in der Schule zu lernen, was man später braucht. Das ist, glaube ich, ein Bildungsauftrag der Schule, den die Schule nicht genug wahrnimmt. Bei den Sorgen ist die mentale Gesundheit ein großer Punkt.

Und die Kummerbox der Lehrkräfte?
Was ich mitbekommen habe, ist nicht konkret aus dem Lehrerzimmer, aber von den Studentinnen und Studenten. Da heißt es, dass im Studium noch viel zu wenig Praktisches passiere. Der Wunsch ist da, noch mehr handfestes Werkzeug mitzubekommen.

Können Sie sich vorstellen, einmal in die Politik zu gehen?
Eigentlich nicht. Aber ich konnte mir vor einem Jahr auch nicht vorstellen, das hier zu machen. Also blocke ich das noch nicht ganz ab.

Bei politischer Bildung kommt oft die Kritik, dass dann Parteipolitik betrieben würde. Was wäre für Sie der optimale politische Unterricht?
Ich werde immer wieder gefragt, was mein Lieblingsfach ist. Und dann sage ich immer ’Ich habe kein Lieblingsfach’. Ich habe Lieblingsstunden und das sind die, wo geredet und untereinander diskutiert wird. Ich glaube, genauso muss ein politischer Bildungs- und Medienkundeunterricht ausschauen, und dass dazu die „Hard Facts“ erklärt werden.

Was wünschen Sie sich vom nächsten Bildungsministerium?
Bessere politische Bildung. Wir haben das Glück, mit 16 Jahren wählen zu dürfen. Da kann in der Schule angesetzt werden. Das ist eine coole Möglichkeit, weil dann jeder abgeholt wird und durch den ersten Wahlprozess begleitet werden kann.