Chronik/Niederösterreich

Langjähriger EVN-Chef Rudolf Gruber verstorben

Der niederösterreichische Landesenergieversorger EVN trauert um seinen langjährigen Chef. Rudolf Gruber hat das Unternehmen 37 Jahre lang geführt und stark geprägt. Die EVN charakterisiert ihn in der Aussendung als "Visionär", der wichtige Weichen gestellt hat.

In Grubers Zeit als EVN-Chef fallen zahlreiche wichtige Entscheidungen, darunter die Fusion der niederösterreichischen Landesenergieversorger NEWAG und NIOGAS zur EVN im Jahr 1986, aber auch die Internationalisierung und die Erweiterung der Geschäftsfelder um die Bereiche Trinkwasserversorgung, Abfallverwertung und Telekommunikation. In den Jahren 1989/90 brachte Gruber die EVN an die Börse (die Mehrheit von 51 Prozent hält das Land Niederöstereich, Anm.).

Rudolf Gruber wurde 1933 in Gablitz in Niederösterreich geboren, wo er aufwuchs. Pflegeeltern ermöglichten ihm eine Matura in Wien, danach machte er ein Banklehre, studierte Rechtswissenschaften und arbeitete an der Wiener Börse.

Prägende Entscheidungen

Im Jahr 1968 wurde Gruber im Alter von 34 zum Generaldirektor von NEWAG und NIOGAS bestellt. Mit finanzieller Rückendeckung des Landes NÖ gelang ihm die Sanierung der kriselnden Unternehmen. Noch im selben Jahr beteiligte sich NIOGAS an dem ersten Erdgas-Importvertrag mit der Sowjetunion. Geschäftsbeziehungen nach Osteuropa verstand Gruber auch nach dem Fall des eisernen Vorhangs und im Zuge der EU-Erweiterung als Wachstumschance.

Rudolf Gruber war ein Befürworter des Atomkraftwerks Zwentendorf, dessen Inbetriebnahme durch eine Volksabstimmung im Jahr 1978 unterbunden wurde. Dass auch das Donaukraftwerk Hainburg in den 1980er-Jahren nicht errichtet wurde, war für ihn einem politischen Versagen geschuldet.

Rudolf Gruber war bis 2005 Geschäftsführer der EVN, bis 2011 blieb er Vorsitzender des Aufsichtsrats. Im Aufsichtsrat war Gruber unter anderem auch bei Siemens, OMV, Creditanstalt und der Wiener Börse. Der ehemalige niederösterreische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bezeichnet ihn anlässlich einer Feier zu seinem 70. Geburtstag als "eine der größten und bedeutendsten Unternehmerpersönlichkeiten des Landes und darüber hinaus".