Chronik/Niederösterreich

Lage in NÖ bleibt dramatisch: Falken des Heeres helfen bei Kampf gegen Flut

Im Bezirk Mödling gehen die Aufräumarbeiten weiter: Die Wohnbereiche in Laxenburg sind nicht mehr akut bedroht, die Warnung bleibt aber aufrecht. Die B16 ist weiterhin gesperrt, die Guntramsdorfer-Straße soll bald freigegeben werden. Sonntagabend wurde ein Pkw vom Wasser eingeschlossen, nachdem der Lenker eine Absperrung missachtet hatte – er musste per Radlader gerettet werden. 

Die Südautobahn (A2) ist  wieder teilweise in beide Richtungen befahrbar, die Abfahrt IZ NÖ Süd ist aber weiterhin überflutet. Neben der Autobahn wurden Container und Material angeschwemmt und verstopfen dort einen Abfluss, hier muss die Feuerwehr die Container bergen.

Die Lage in Hadersdorf am Kamp bleibt angespannt. Donau und Krems-Fluss haben um 21 Uhr ihr vorläufigen Scheitel erreicht und sind rückläufig. Der Zivilschutzalarm im Stadtgebiet von Krems ist aufgehoben worden. Abzuwarten bleibt, wie sich die neuerlichen Regenfälle auswirken, weshalb eine Entwarnung noch nicht gegeben werden kann.

Black Hawk im Einsatz

Um 85 Häuser und 60 Wohnungen einer Siedlung im Norden von Hadersdorf bestmöglich schützen zu können, wurde über Nacht ein Sandsackwall mit 3.500 Sandsäcken errichtet. Bis zum Einbruch der Dunkelheit absolvierte ein Black Hawk des Bundesheeres außerdem erste Flüge, um den Naturdamm des Gschinzbaches zu stabilisieren. Dieser geriet am Sonntagnachmittag an seine Belastungsgrenze - Wasser strömte auf beiden Seiten auf umliegende Felder. „Im Falle eines Dammbruchs sind Siedlungsgebiete in Hadersdorf sowie Kammern und Straß im Straßertale bedroht“, sagt Bezirksfeuerwehrkommandant Martin Boyer.

Ein Black Hawk wird auch am heutigen Montag wieder im Einsatz sein. Für die Dammsicherungsarbeiten stehen 250 Kubikmeter Schotter parat. Der Schotter wird in Bigpacks verfüllt, die Bigpacks werden danach per Hubschrauber zum Damm geflogen. „Das ist eine Sofortmaßnahme. Die Sicherung des Damms soll die Bevölkerung aber auch in den kommenden Monaten vor weiteren Starkregenereignissen oder Gewittern schützen“, sagt der Kommandant der Feuerwehr Hadersdorf am Kamp, Christoph Firlinger. Eine Sanierung des Damms dürfte so schnell nicht möglich sein. 

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Niederösterreich sei „weiter im Krisenmodus“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Montagvormittag nach einer weiteren Lagebesprechung in Tulln. Sie wies darauf hin, dass neuerlich starke Regenfälle prognostiziert seien. Die Situation sei „sehr angespannt, sehr kritisch“. An die Bevölkerung richtete die Landeshauptfrau den Aufruf, von nicht notwendigen Fahrten Abstand zu nehmen, um sich einerseits nicht selbst zu gefährden und andererseits die Sicherheitskräfte nicht zu behindern. „Es bleibt kritisch, es bleibt dramatisch.“

Anweisungen ernst nehmen

Die Polizei hatte bereits zuvor „aus gegebenem Anlass“ dringend appelliert, bestehende Fahrverbote und Absperrungen im Zusammenhang mit der Hochwassersituation in ganz Niederösterreich „zu beachten und nicht mit Fahrzeugen in gesperrte Gefahrenbereiche einzufahren“. Den Anweisungen der Einsatzkräfte sei „unbedingt Folge zu leisten“. Nicht zuletzt wies die Landespolizeidirektion Niederösterreich explizit darauf hin, „dass die hochwasserführenden Flüsse nach wie vor lebensgefährliche Bereiche darstellen“.

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Die Einsatzkräfte würden Übermenschliches leisten, sagte Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP). Es gebe zwölf Dammbrüche im Land, die Dammwachen würden verstärkt. Bis zu weitere 80 Liter Regen pro Quadratmeter könnten punktuell bis Dienstagfrüh fallen, die Böden seien indes völlig gesättigt. 13 Gemeinden waren Montagvormittag nicht erreichbar, 1.800 Objekte sind evakuiert worden. Viele Betroffene seien bei Verwandten untergekommen. 170 Menschen hätten organisierte Unterkünfte benötigt.

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner bezeichnete u.a. den Bereich des Sportzentrums NÖ in St. Pölten als einen weiteren Einsatz-Hotspot neben Hadersdorf am Kamp (Bezirk Krems-Land). Black Hawks-Hubschrauber sollten weiter „Big Packs“ abwerfen. Es gebe Tausende Objekte, die leergepumpt werden müssten. In den Regionen, in denen das Wasser zurückgehe, werde man die Arbeiten aufnehmen. In einigen Bezirken könne man auch schon gemeinsam mit dem Bundesheer mit den Aufräumarbeiten beginnen. Fast 800 Menschen seien u.a. mit Hubschraubern gerettet worden.

Aus dem Stausee Ottenstein, wo am Sonntagnachmittag die Hochwasserklappen der Staumauer abgesenkt worden waren, wurde der kontrollierte Ablauf von zunächst 130 Kubikmetern Wasser pro Sekunde „in Abstimmung mit der Behörde“ auf etwa 250 erhöht, teilte EVN-Sprecher Stefan Zach Montagfrüh mit. In den Nachtstunden seien bei einem Zufluss von bis zu 330 Kubikmetern pro Sekunde weitere 2,5 Millionen Kubikmeter eingespeichert worden. Das freie Volumen in dem Waldviertler Stausee bezifferte Zach mit vorerst sechs Millionen Kubikmeter. Am Freitag seien es noch 32 Millionen gewesen.

Indes setzte sich eine Hilfswelle für die Hochwasser-Geschädigten in Gang. Seitens der Hypo NOE Landesbank werden 100.000 Euro als Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Die Arbeiterkammer Niederösterreich verwies in einer Aussendung auf ihre Katastrophenhilfe. Betroffene Mitglieder erhalten bis zu 1.000 Euro zur Unterstützung der Beseitigung von Schäden an Häusern und Wohnungen.