Lärm raus – Sonne rein: Schnellstraße S1 als Kraftwerk
Von Markus Foschum
Schön sind sie nicht, aber wie der Name schon sagt, werden Lärmschutzwände ja auch dafür gebaut, den Lärmpegel für Anrainer von Autobahnen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Jetzt sollen diese Flächen, und in Österreich gibt es entlang der Autobahnen und Schnellstraßen immerhin 1.400 Kilometer Lärmschutzwände, eine weitere Aufgabe bekommen: die Erzeugung von Strom.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) war am Dienstag persönlich zu einer Lärmschutzwand an der S1 in Vösendorf (NÖ, Bezirk Mödling) gekommen, um dieses neue Projekt zu präsentieren. Der Gedanke dahinter: Die sowieso zur Verfügung stehenden Lärmschutzwände mit Fotovoltaik zu versehen, um Ökostrom ohne zusätzlichen Flächenverbrauch zu erzeugen.
Der Beschluss des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes sei für sie ein „großer Tag und ein großer Auftrag“, gewesen, so Gewessler. Um bis 2030 auf hundert Prozent Ökostrom zu kommen, müsse man schneller werden, die Lösungen dazu gebe es. Eine solche sei die Nutzung der Lärmschutzwände an der Autobahn als Solarkraftwerk.
Österreichweite Premiere
Die Asfinag setzt bereits seit Jahren auf Fotovoltaik, nun gehe man aber einen großen Schritt weiter. „Wir haben bereits gute Erfahrungen mit Fotovoltaikanlagen auf Tunnelportalen gemacht. Mit der Kombination von Lärmschutz und nachhaltiger Energieerzeugung bringt die Asfinag aber echte Innovationen auf die Straße. Dieses Testfeld ist eine österreichweite Premiere und ein wichtiges Zukunftsthema in unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Als nächsten Schritt gilt es jetzt, das Potenzial von Fotovoltaik in Verbindung mit Lärmschutzwänden auszuloten und Erfahrungen für einen möglichen weiteren Ausbau zu sammeln“, sagt Asfinag-Vorstand Hartwig Hufnagl.
Sieben Systeme werden auf einem 70 Meter langen Testfeld ausprobiert. Sie wurden aus 32, beim Wettbewerb „IÖB Challenge“ eingereichten Projekten ausgewählt. Getestet wird dabei nicht nur die Stromerzeugung, sondern auch, wie die Module den Anforderungen des Autobahnbetriebs gerecht werden. Etwa die Blendwirkung durch Lichtreflexionen, und wie sie auf Schneeräumung, Salzstreuung oder Erschütterungen reagieren.
Das Testfeld umfasst mehr als 100 Fotovoltaik-Paneele, die maximal rund 45.000 Kilowattstunden „grünen“ Strom pro Jahr produzieren. Der gesamte Betrieb der S1 soll mit Eigenenergie versorgt werden, so Hufnagl. Mit hier gewonnenen Erkenntnissen könnte das Projekt auf ganz Österreich ausgeweitet werden.