Chronik/Niederösterreich/Krems

Leinen los: Schiffe auf Donau nehmen Fahrt auf

Alles war vorbereitet. Mit Anfang April wollte die Firma Brandner in ihre mittlerweile 25. Saison starten. Gruppen, Hochzeitspaare, Touristen und Familien hatten bereits Schiffstouren gebucht. Durch den Lockdown kam alles anders: Der Anker bliebt im Wasser und die Schiffe im Hafen. Alle Gruppenreisen wurden bis Ende August storniert.

Doch jetzt tut sich wieder was auf der Donau. Seit 30. Mai finden wieder täglich Fahrten statt. Für Barbara Brandner-Mosser, Chefin des Schifffahrtsunternehmens, war das ein ganz besonderer Tag: „Das war für mich selber sehr berührend. Wir sind mit 42 Menschen gestartet. Das ist zwar für ein Schiff, das für 600 Personen gebaut ist, nicht sehr viel, aber jeder Gast hatte eine große Freude.“

 

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Großen Ansturm auf die Schifffahrten gibt es bisher noch nicht. Es würden aber täglich mehr Buchungen, sagt Brandner. An einem bewölkten Nachmittag diese Woche fahren um die 20 Personen von Melk nach Krems, auch der KURIER war mit dabei.

Wer fährt mit dem Schiff?

Martina Koller und Elisabeth Cont sind ebenfalls Gäste auf der MS Austria. Sie hätten schon lange geplant, eine Schifffahrt zu unternehmen. „Aber normalerweise ist die Firma Brandner über die Niederösterreich Card immer sofort ausgebucht“, sagt Koller. „Aber heuer haben wir Glück gehabt und konnten unser Vorhaben endlich durchziehen.“

Die Cousinen machen regelmäßig gemeinsame Ausflüge und versuchen auch etwas Positives in der momentanen Situation zu sehen: „Wir genießen es total, dass weniger Leute hier sind.“

Georg und Claudia Magerle haben den Außenbereich des Schiffes überhaupt für sich alleine. Das Ehepaar ist von Salzburg mit dem Rad gestartet. Seither waren sie in den Unterkünften entweder ganz alleine oder nur zu viert. „Manche haben gesagt, dass sie überlegen, ihre Betriebe wieder zu schließen, weil niemand kommt“, sagt Claudia Magerle.

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Durch einen Zufall hätten sie erfahren, dass die Schiffe wieder fahren. „Das war schon länger ein Gedanke von uns, dass wir die Wachau vom Schiff aus sehen“, sagt Georg Magerle.

Das höre sie oft, sagt Brandner: „So viele Menschen sagen mir: ,Ich will schon so lange einmal mit einem Schiff fahren‘.“ So wie jetzt könne man die Wachau vielleicht nie wieder erleben, glaubt die Unternehmerin, und hofft daher in dieser Saison auf viele einheimische Touristen.

Neuer Halt in Tulln

Auch der Katamaran Twin City Liner (TCL), der eine Verbindung zwischen den Stadtzentren Wien und der slowakischen Hauptstadt Bratislava darstellt, ist wieder auf der Donau unterwegs. Dort kommt mit diesem Jahr auch eine Neuerung dazu: Erstmals geht es jeden Freitag und Samstag vom Schifffahrtszentrum am Handelskai stromaufwärts nach Tulln an der Donau.

Anders sieht es bei den Schiffen der Donau Touristik aus. Die stehen derzeit noch still. Das soll sich mit 3. Juli aber ändern, dann starten die Flusskreuzfahrten. Vermehrt werden in dieser Saison auch Radkreuzfahrten angeboten, weil dahingehend eine große Nachfrage besteht, heißt es vonseiten der Donau Touristik. Vor der Corona-Krise habe man eine Auslastung von 98 Prozent verzeichnet, nun ist man bei 89 Prozent. Da das Kabinenschiff eher wie ein Hotel ist, sei es auch leichter, Abstand zu halten.

Auf Abstand achtet man auch bei Brandner. Das Schiff wird auch regelmäßig desinfiziert, die Tische stehen weit auseinander, das Personal trägt Masken und Desinfektionsmittelspender sind aufgestellt. „Achtsamkeit in mehrfacher Bedeutung ist mir da wichtig“, so Brandner. „Ich bin voller Zuversicht für die neue Saison.“Teresa Sturm