Chronik/Niederösterreich

Kleinkind starb an Meningokokken: Neue Impfung kommt zu spät

Knalleffekt im Fall des vor zwei Wochen in Krems, NÖ, an einer Meningokokken-Infektion verstorbenen 15 Monate alten Buben: Sein Onkel hat Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Die Angehörigen vermuten einen Zusammenhang mit einer Pneumokokken-Impfung, die Noel M. ungefähr zwei Wochen vor seinem Tod erhalten hat. Das vielleicht noch größere Drama daran ist: Schon Anfang 2014 wird es eine Impfung geben, die das Kind nach Ansicht der Ärzte gerettet hätte.

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Die Mitglieder der betroffenen Familie beklagen jedenfalls mangelnde Aufklärung über Nebenwirkungen der im Oktober verabreichten Impfung. Sie erhoffen sich von einer gerichtlichen Untersuchung Aufklärung: „Wieso stirbt ein kerngesundes Kind?“, fragt sein Onkel Walter Andre, der auch vom Gesundheitsministerium Auskunft verlangt. Der Bub war am 16. November ohne Bewusstsein ins Landesklinikum gebracht worden und trotz verzweifelter Bemühungen der Ärzte – sie versuchten eineinhalb Stunden lang, ihn zu reanimieren – gestorben. Laut Familie an Meningokokken vom Stamm B.

Tragisch

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„Der Fall ist wirklich tragisch, aber der vermutete Zusammenhang mit der Impfung ist unmöglich“, betont Andrew Zaunschirm, Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Landesklinikum Krems, auf KURIER-Anfrage: „Bei der Pneumokokken-Impfung wird ein sogenannter Totimpfstoff verwendet, der von sich aus gar keine Krankheit auslösen kann. Er imitiert lediglich die Hülle der Pneumokokken. Sie täuscht dem Körper einen Erreger vor, damit er Abwehrstoffe bildet.“ Zaunschirm erklärt den medizinischen Hintergrund: Grundsätzlich gebe es fünf Meningokokkenstämme, die krank machen. Gegen vier davon, nämlich die Stämme A, W135, C und Y, gibt es bereits Impfstoffe. „Die setze ich mit Erfolg und ohne Probleme ein“, sagt Zaunschirm. Der Bub war am fünften Stamm, nämlich B, erkrankt.

Für Noel kommt der Impfstoff zu spät. Erst seit kurzer Zeit ist in der EU eine Impfung zugelassen, die gegen den Stamm B hilft. In Kanada wird sie bereits seit einigen Monaten eingesetzt. In Österreich wird sie vermutlich zu Beginn des nächsten Jahres zum Einsatz kommen.