Junge Weinviertlerin ging mit IS-Logo auf Tasche spazieren
Dass 16-jährige Mädchen provozieren wollen, kommt vor. Dass ein 16-jähriges Mädchen vollverschleiert und mit einem Stoffsackerl samt selbst gezeichnetem Logo der Terrororganisation Islamischer Staat am Wiener Praterstern herumläuft, ist ein Problem.
Dabei hat ihr familiärer Hintergrund mit der Terror-Ideologie rein gar nichts zu tun. „Sie stammt aus einer urösterreichischen Familie“, betont die Rechtsanwältin. Das Mädchen, es stammt aus dem nö. Weinviertel, habe nie einen Bezug zum Islamismus gehabt, weise einen Intelligenzquotienten von nur 65 auf (der durchschnittliche IQ liegt zwischen 85 und 115; Anm.)
Schleier als Schutz
Am Dienstag ist das Teenager-Mädchen im Wiener Landesgericht wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung angeklagt. Die Jugendliche erscheint mit einem Schleier, der bis unter das Gesäß reicht. Aufgrund eines traumatischen Erlebnisses in der Kindheit, wie die Verteidigerin betont. Daher habe sie die Verhüllung gewählt und sich dem Islam zugewandt.
Selbe Zeit, anderer Saal
Ungewöhnlich: Zeitgleich findet im selben Haus – allerdings in einem anderen Verhandlungssaal – ein weiterer Prozess wegen Beteiligung an einer terroristischen Organisation statt. Angeklagt ist ein 19-Jähriger. Es ist der Ex-Freund der Weinviertlerin.
Vor Gericht ist das Mädchen geständig. Es gibt zu, entsprechende Taschen gebastelt zu haben – eine schenkte sie einer Freundin. Auch in den sozialen Medien war die junge Frau aktiv. Dort teilte sie Reden der IS-„Prominenz“. Von Österreichs Mohammed Mahmoud über Mirsad Omerovic bis hin zu Denis Cuspert alias Deso Dogg. Und selbst nachdem bereits die Ermittlungen liefen, wurde sie erneut aktiv, verteilte Propagandamaterial im Netz. „Schuldig“, erklärt die 16-Jährige und wird zu 15 Monaten bedingter Haft verurteilt; nicht rechtskräftig.
Nach ihrer Verurteilung wechselt die junge Frau als Zeugin zur Verhandlung gegen ihren Freund, dessen Kinderzimmer mit IS-Flaggen ausgestattet war. Im Vorjahr war das Paar gemeinsam nach Frankfurt gefahren, um dort mit Gleichdenkenden die Reise nach Syrien anzutreten. Doch der 19-Jährige bekam Angst, ließ sich von seinem Vater abholen.
„Ich hatte nie etwas mit dem IS am Hut. Ich wollte meiner Freundin gefallen“, sagt er. Prozess vertagt.